Kölner "Zauberflöte": Aula der Uni taugt nur bedingt als Ersatzspielstätte

Es empfiehlt sich, zu dieser Kölner "Zauberflöte" Sitzkissen mitzubringen. Denn die Klappsitze der Aula der Universität sind ungepolstert, was sich während der drei Stunden Aufführungsdauer irgendwann physisch bemerkbar macht.

 "Ach, ich fühl's": Mojca Erdmann als Pamina.

"Ach, ich fühl's": Mojca Erdmann als Pamina.

Foto: Matthias Bausch

Köln. Es empfiehlt sich, zu dieser Kölner "Zauberflöte" Sitzkissen mitzubringen. Denn die Klappsitze der Aula der Universität sind ungepolstert, was sich während der drei Stunden Aufführungsdauer irgendwann physisch bemerkbar macht. Verzicht ist in dieser Produktion eine wesentliche Tugend.

Das gilt im Übrigen nicht nur fürs Publikum. Der Österreicher René Zisterer hatte den zugegebenermaßen etwas undankbaren Job, in dieser wenig atmosphärischen Ausweichspielstätte der Oper Mozarts populärstes Bühnenwerk zu inszenieren. Er will aus einer Not eine Tugend machen, lässt die Sänger auf einer kargen Bühne mit minimalem Einsatz von Kulissen agieren, wobei sie häufig bis in die Gänge der Zuschauerreihen vordringen. Doch statt sich umso intensiver um eine packende Personenregie zu kümmern, produziert Zisterer über weite Strecken inszenatorische Leere.

Tickets Karten im GA-Ticket-ShopGeradezu ein Symbol der Hilflosigkeit stellen die drei Knaben dar: Weil sie in der nicht besonders hohen Aula nun einmal nicht wirklich vom Himmel herabschweben können, müssen sie in alberne schäfchenwölkchenartige Kissen eingepackt herumlaufen. Zisterer beschreitet in seiner Regie einen insgesamt eher konventionellen Weg, der einen Papageno mit Federn am Rock und Vogelbauer auf dem Rücken ebenso zulässt wie das prachtvolle Kostüm der sternflammenden Königin der Nacht (Kostüme: Susanne Füller). Nur der Prinz trägt zivil: Hemd, Pullunder und billige Stoffhose sind Taminos Kleider.

Am Ende der Oper wird übrigens einer der drei Knaben in ebensolcher schmuckloser Montur zu Tamino und Pamina kommen und ihnen ein Schatzkästlein überreichen: Es enthält nichts als Licht. Es ist wohl das Licht der Aufklärung, das gleichsam an die nächste Generation weitergeben wird - eine hübsch ausgedachte Reverenz an die Universität, der Gastgeberin der Kölner Oper. Um die Bühne überhaupt musiktheatertauglich zu machen, hat Ausstatterin Hyun Chu sie erweitert. Zwischen neu aufgebauter Vorderbühne als Hauptspielort und der ursprünglichen Aula-Bühne im Hintergrund wurde ein Orchestergraben eingelassen.

Dieser ungewöhnliche Standort hat den Nebeneffekt, dass man dem Dirigenten Modestas Pitrenas während der gesamten Aufführung ins Gesicht blicken kann. Er führt das klein besetzte Gürzenich-Orchester mit lichter, pointierter Klanggebung durchs Werk. Gesungen wird fast durchweg auf sehr hohem Niveau. Dass der traurigste Moment der Oper, wenn die unglückliche Pamina dem Leben entsagen möchte, auch der schönste ist, zeigte Mojca Erdmann in der Arie "Ach, ich fühl's" mit wunderbar geführter und klangschön leuchtender Stimme.

Es verwundert nicht, dass die Sopranistin, die in Köln studierte, längst eine Weltkarriere gemacht hat. Sie singt die Partie noch zwei Mal, am 14. und 16. Dezember. Physisch wegen einer Knöchelverletzung zwar leicht angeschlagen, begeisterte Lothar Odinius als Tamino mit lyrischem Tenorschmelz. Miljenko Turk schuf mit schöner Baritonstimme einen ungemein sympathischen Papageno, dem sich Maike Raschke als glockenrein singende Papagena mit Federboa und auf High Heels kokett zur Seite gesellte. Mit prachtvoller Bass-Stimme begeisterte Stefan Kocán als Sarastro.

Jeannette Vecchione kämpfte hingegen als Königin der Nacht hörbar mit den Spitzentönen. Viel Applaus erhielten die drei Solisten des Tölzer Knabenchores sowie Susanne Niebling, Regina Richter und Katrin Wundsam als die drei Damen. Wilfried Staber (Sprecher), Martin Koch (Monostatos), Alexander Fedin und Yong Doo Park (Geharnischte) gefielen ebenso wie der von Andrew Ollivant einstudierte Opernchor.

Weitere Termine: 14., 16., 18., 20., 22., 25., 27. und 29. Dezember in der Aula der Kölner Universität, Albertus-Magnus-Platz.

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