Spielzeitvorschau 2022/2023 Kölns neuer Opernchef stellt Saison vor

Köln · Kölns künftiger Opernintendant Hein Mulders stellt seine erste Saison vor. Eröffnet wird sie mit Hecor Berlioz‘ monumentalem Musikdrama „Les Troyens“.

Kölns neuer Opernintendant Hein Mulders stellt erste Saison vor
Foto: Felix Broede

Das Messer, das die junge Frau auf dem Plakat zur Kölner Wiederaufnahme von Gaetano Donizettis „Lucia di Lammermoor“ hinterm Rücken versteckt, ist eher nicht programmatisch zu verstehen. Der neue Intendant des Hauses, Hein Mulders, darf sich im Gegenteil sehr willkommen fühlen. Bei der Vorstellung der ersten Saison, die er inhaltlich zu verantworten hat, erlebten die zahlreichen Besucher der Pressekonferenz im rechtsrheinischen Staatenhaus am Freitag ein harmonisches Miteinander der Hauptakteure. „Wir verstehen uns sehr gut, künstlerisch und musikalisch, was unsere Ideen und unsere Ambitionen betrifft“, sagte Mulders an die Adresse von Generalmusikdirektor François-Xavier Roth gerichtet, der mit ihm gemeinsam auf dem Podium saß.

Reker setzt auf internationale Strahlkraft

Auch die Präsenz von Oberbürgermeisterin Henriette Reker sollte Verbundenheit unterstreichen. Sie erwartet viel von dem neuen Intendanten, den die Kölner als Nachfolger von Birgit Meyer im vergangenen Jahr aus Essen abgeworben hatten. Dort leitet der 59-jährige Niederländer seit 2013 und noch bis zum Ende der laufenden Saison in Personalunion das Aalto-Musiktheater, die Essener Philharmoniker und die Philharmonie. Sein Netzwerk und seine internationale Erfahrung, für die unter anderem seine Zeit als Chef der Oper in Amsterdam steht, sollen die Kölner Oper im überregionalen und internationalen Vergleich weiter nach vorne bringen. So das erklärte Ziel der Politik. Vor dem Hintergrund der teuren Opernsanierung am Offenbachplatz – laut Reker „eines der Kölner Vorhaben, die den Steuerzahler am meisten kosten“ – gehe es um nichts anderes als um „die Strahlkraft als Kulturmetropole“. Nach dem Motto: Die künftigen Inhalte müssen die hohen Kosten rechtfertigen. Der für September 2024 terminierte Neubeginn am Offenbachplatz sei mit der Verpflichtung von Mulders „bestens vorbereitet“, sagte Reker.

Die kommenden zwei Spielzeiten werden freilich noch in der Interimsspielstätte Staatenhaus absolviert. Das Programm für die Saison 2022/2023 macht in seinem Abwechslungsreichtum neugierig. Es vereint Klassiker wie Gioachinio Rossinis „La Cenerentola“, Richard Wagners „Der fliegende Holländer“ und Giuseppe Verdis „Luisa Miller“. Letztere wird in der Regie von Christof Loy aus Glyndebourne übernommen. Ihnen stehen die Uraufführung von Arnaud Petits „La Bête Dans La Jungle“, aber auch barocke Meisterwerke wie Georg Friedrich Händels „Giulio Cesare in Egitto“ gegenüber. Hinzu kommt Katie Mitchells neue Sicht auf Shakespeares „Der Sturm“, den sie gemeinsam mit der Librettistin Cordelia Lynn zur der Oper „Miranda“ umformt und mit Musik von Henry Purcell versieht. Originell ist auch die Verknüpfung von Alexander Zemlinskys Kurzoper „Der Zwerg“ und Igor Strawinskys Ballett-Klassiker „Petruschka“. Damit will man an die Uraufführung der Zemlinsky-Oper vor exakt hundert Jahren in Köln erinnern, die genau in derselben Kombination aus Oper und Tanz erfolgte. Den choreografischen Part übernimmt Richard Siegal, der sonst mit seinem „Ballet of Difference“ am Kölner Schauspiel angedockt ist.

„Das ist für mich ein Traum!“

Eröffnet wird die Saison mit einem Knüller, auf den sich vor allem Gürzenich-Chef Roth freut, wie er im Gespräch mit der Kulturjournalistin Sabine Weber preisgab: Hector Berlioz‘ Grand opéra „Les Troyens“. „Das ist für mich ein Traum“, sagte Roth und schwärmte von den visionären Qualitäten des Werkes und seines Schöpfers. In diesem Fall vermisst er nicht einmal das Opernhaus am Offenbachplatz. „Im Staatenhaus können wir Opern präsentieren, die in einem normalen Theater superkompliziert sind.“ Das sei schon mit Bernd-Alois Zimmermanns „Die Soldaten“ so gewesen. Auch in „Les Troyens“, die in zwei Teilen und fünf Akten mit extrem großen Aufwand die Geschichte des trojanischen Helden Äneas und der karthagischen Königin Äneas erzählt, ist viel szenische Kreativität gefragt. Für Regisseur Johannes Ersath wird die Realisierung des monumentalen, zu Berlioz‘ Lebzeiten nie komplett aufgeführten Werks dadurch ebenfalls eine Herausforderung werden.

Was die Verpflichtung der Sängerinnen, Sänger und Dirigenten angeht, wird Hein Mulders seine jahrelange Erfahrung im Casting-Geschäft einbringen. Seine Opernkarriere begann 1995 als Casting Officer an der Flämischen Oper in Antwerpen und Gent. Bis heute sitzt er gern in Jurys von Gesangswettbewerben, um junge Talente zu entdecken und zu fördern. Gleiches gilt für die zahlreichen Gastdirigenten, die nicht zuletzt auch in den Wiederaufnahmen zum Einsatz kommen.

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