"Wir sind im Flow" Kölns Schauspielchef Bachmann will bleiben

Köln · Nach Carl Philip von Maldeghems Absage bringt sich der amtierende Interimschef wieder selbst ins Spiel: Stefan Bachmann soll der Kölner Stadtspitze eine Vertragsverlängerung angeboten haben.

 Genug Ideen und Energie für weitere Kölner Jahre: Stefan Bachmann.

Genug Ideen und Energie für weitere Kölner Jahre: Stefan Bachmann.

Foto: Vielz

Das Gerücht waberte schon eine Weile durch die Stadt: Stefan Bachmann soll Kölns Stadtspitze vor der Vorstellung Carl Philip von Maldeghems eine Vertragsverlängerung angeboten haben. „Das stimmt“, erklärte der Schauspielchef am Dienstag unserer Zeitung. Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach und Oberbürgermeisterin Henriette Reker seien auf diese Offerte nicht eingegangen, weil die Findung des (nun abgesprungenen) Nachfolgers bereits lief. Sein Angebot stehe aber noch.

Der Intendant zu seinen Beweggründen: „Im letzten Spätherbst haben Chefdramaturgin Beate Heine und ich festgestellt, dass wir hier am Haus in einem so guten Flow sind und noch viel mehr Ideen haben, als wir bis 2021 umsetzen können.“ Es seien zuletzt Künstlernamen hinzugekommen, die man in der verbleibenden Zeit gar nicht unterbringen könnte.

Zurzeit probt er am Hamburger Thalia-Theater Shakespeare

„Wir haben hier eigentlich immer Theater unter absoluten Ausnahmezuständen gemacht, aber jetzt ist im Depot mit der Technik und dem Ensemble endgültig der Knoten geplatzt, so dass wir trotz erschwerter Bedingungen mit hoher Virtuosität spielen können.“

So sei der Gedanke entstanden, „hier das Interim rundzumachen“. Zur kolportierten These, dass der gebürtige Schweizer sich auf Köln zurückbesinne, weil sich andere Perspektiven zerschlagen hätten, sagt der Intendant und Regisseur: „Das ist nicht wahr.“ Zurzeit probt er am Hamburger Thalia-Theater die Trilogie „Rom“ nach Shakespeare. Über die Dauer einer möglichen Verlängerung sagte Bachmann: „Das liegt nicht bei mir, darüber müsste man Gespräche führen, aber natürlich hat die Stadt schon ein Signal gegeben. Dass ich mich einer Findungskommission als mein eigener Nachfolger präsentiere, kann ich mir nicht vorstellen.“

Da Bachmann drei volle Spielzeiten am Offenbachplatz zustanden und dies eine fast beamtenhafte Vertragslaufzeit bedeutet hätte, wählte er 2017 eine Befristung bis 2021. Damals sagte er, es sei „künstlerisch nicht vertretbar“, die Vertragsdauer bis zum Anschlag auszureizen: „Ich glaube, dass das für die Dynamik und Erotik im Betrieb tödlich gewesen wäre.“ Ihm sei heute klar, „dass mir diese Aussagen nun vorgehalten werden, aber das Emotionale und Intuitive sind eben enge Begleiter eines Künstlers. Der Betrieb, an dem so viele Menschen hängen, liegt mir am Herzen“.

Der Betrieb und die Menschen liegen ihm am Herzen

Stadtsprecher Andreas Vogel sagt: „Es bleibt bei der Entscheidung der Oberbürgermeisterin, eine Findungskommission unter ihrer Leitung einzusetzen, die in aller Ruhe eine tragfähige Lösung sucht.“ SPD-Kultursprecher Klaus Schäfer ergänzt: „Nach meiner Auffassung hat Herr Bachmann sehr deutlich erklärt, dass er eine andere Aufgabe sucht. Wir brauchen jetzt kein Interim vom Interim.“ Ralph Elster (CDU) sähe eine Verlängerung „zwar als naheliegende, einfachste Lösung, aber ob das angesichts der Vorgeschichte klug und sinnvoll wäre, muss man sich überlegen“. Für die FDP sagt Ulrich Wackerhagen: „Ich schätze ihn sehr, aber wir können nun nicht alles zurückdrehen.“ Brigitta von Bülow (Grüne) meint: „Es ist schon richtig, jetzt ein Verfahren anzusetzen, um eine gute Nachfolge zu finden. Wenn Bachmann länger bleiben würde, hätte man auch mehr Zeit, um darüber zu sprechen, mit welcher Art von Intendanz Köln in die Zukunft gehen möchte.“

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