Musikalische Bürgerversammlung Ein Heimatmusical aus Königswinter

Königswinter · Der Kulturverein „Nicht davor nicht dahinter“ plant in Königswinter ein Heimatmusical. Das kann und soll heiter werden. Jedenfalls ist da eine prominente Truppe zusammen am Start.

 Die Kabarettistin Nessi Tausendschön gehört zum Ensemble, das „Nicht davor nicht dahinter“ auf die Bühne bringen will.

Die Kabarettistin Nessi Tausendschön gehört zum Ensemble, das „Nicht davor nicht dahinter“ auf die Bühne bringen will.

Foto: Thoma Kölsch/Thomas Kölsch

Königswinter, das Rimini am Rhein. Treffpunkt der Reichen und Mächtigen. Das war einmal. Doch die Vergangenheit der Rheinstadt spielt ebenso wie die mögliche Zukunft eine zentrale Rolle in dem Heimatmusical „Nicht davor nicht dahinter“, das der gleichnamige Kulturverein Ende August im Königswinterer Hof auf die Bühne bringen will.

Dafür hat Impresario Nedim Hazar einige gestandene Kabarettistinnen und Kabarettisten verpflichtet, die der Produktion einen gewissen Glanz verleihen sollen: Das Ensemble bilden Nessi Tausendschön, Fatih Cevikkollu, das Springmaus-Ensemblemitglied Gilly Alfeo und Stunksitzungs-Veteran Tom Simon, dazu kommen „Schlachtplatten“-Obermetzger Robert Griess als Co-Autor sowie Schauspieler Tony Dunham als Regisseur. Doch die wichtigste Rolle wird das Publikum spielen, das am Ende über den Ausgang des Stücks abstimmen soll – und somit die Wahl hat zwischen Tradition und Moderne, Bewahrung und Aufbruch, Rückwärtsgewandtheit und Fortschrittsglauben.

Auf einer kleinen Pressekonferenz zum Projekt haben Hazar, Dunham und Griess allerdings nicht allzu viele Details verraten. Man wolle ja schließlich das potenzielle Publikum nicht schon im Vorfeld beeinflussen, hieß es. Lediglich einen groben Rahmen offenbarte das Trio. Demnach soll das Musical wie eine Art Bürgerversammlung aufgemacht werden, bei der es aber – im Gegensatz zu vielen echten Veranstaltungen dieser Art – viel zu lachen geben soll.

Scharfzüngige Pointen von Robert Griess

Die entsprechend scharfzüngigen Pointen dürften dabei vor allem von Griess kommen, der normalerweise jedes Jahr ein neues Quartett um sich schart und einen kabarettistischen Rückblick auf die vergangenen zwölf Monate wagt. Das Konzept ist also bewährt, auch wenn es normalerweise eher um die großen als um die kleinen Themen geht.

Und die Schauspieler? Haben große Lust auf dieses Experiment. „Ich spiele das erste Mal seit 15 Jahren wieder in einem Ensemble“, gesteht Cevikkollu, „und es ist ein großes Geschenk, mit so geschätzten Kollegen zusammenarbeiten zu dürfen.“ Zumal das inhaltliche Potenzial vorhanden sei, wie Nessi Tausendschön betont: „Die Fülle an Material ist da, wir müssen sie jetzt nur noch auf unsere Bedürfnisse zurechtstutzen.“

Eine Bühne im Königswinterer Hof

Ob „Nicht davor nicht dahinter“ ein Erfolg wird, hängt allerdings nicht unwesentlich davon ab, ob die verschiedenen Erwartungen auch erfüllt werden können. So soll das Stück Passagen auf türkisch, italienisch und holländisch enthalten, außerdem wird der Alevitinnen-Chor Königswinter mitwirken. Warum auch immer. Derweil will Tony Dunham im Königswinterer Hof die Bühne in die Mitte des Saals verlagern, trotz der sich nach oben schwingenden Treppe und begrenzter Lichttechnik. Und zu guter Letzt tritt der Verein „Nicht davor nicht dahinter“ mit keinem geringeren Anspruch an als dem, „das Kulturleben im Ort wieder wachzuküssen.“

Dass dies gelingen wird, davon ist zumindest Hazar überzeugt. „Wir spielen zunächst nur drei Aufführungen, wollen das Musical aber nach Möglichkeit im Frühjahr 2022 wieder aufleben lassen. Außerdem gibt es bereits eine Anfrage aus Köln.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Tödliche Wahrheit
Theater: Premiere des Fringe Ensembles in Bonn Tödliche Wahrheit