Ausstellungen in Bonn und Unkel Körperliche Erfahrungen

Bonn/UNkel · Maria von Heider-Schweinitz' Arbeiten sind in der Unkeler Galerie Oltmanns zu sehen, das Thema "Horizonte" steht bei einer Schau am Bonner Hochstadenring im Mittelpunkt.

 Bodeninstallation "Walking Lines" von José Heerkens in der Gesellschaft für Kunst und Gestaltung.

Bodeninstallation "Walking Lines" von José Heerkens in der Gesellschaft für Kunst und Gestaltung.

Foto: Gudrun von Schoenebeck

Galerie Oltmanns: Schon der Titel der Ausstellung "Stationen des schicksalhaften Lebens der Malerin Maria von Heider-Schweinitz" in der Galerie Oltmanns verrät, dass dieses Oeuvre nicht ohne die von unsäglichem Leid geprägte Biografie zu denken ist. Die chronologische Darbietung hebt diese derart belastete Entwicklung hervor.

Dabei hat Maria von Heider-Schweinitz (1894-1974) als begabte Tochter einer Offiziersfamilie mit professioneller Ausbildung einen unbeschwerten Start erlebt, wie der lyrisch anmutende "Liegende Akt mit Blumen" von 1935 noch glauben lässt. Doch spätestens 1940 zeigt sich im Gemälde "Dichter", das Figur und Stillleben verbindet, die Verdüsterung der Palette. 1940 entsteht die "Zigeunerin", ein zu jener Zeit mutiges Sujet.

Im selben Jahr beklagt Karl Schmitt-Rottluff, einer ihrer Lehrer, sie sei "zu sehr in Düsternis verfallen". Selbst ihre Stillleben verharren in finsterem Kolorit. Allein die "Weißen Tulpen" leuchten aus dunklen Requisiten. Ein Großteil der Landschaften dieser Künstlerin ist im Krieg verloren. Die 1942 signierte "Hügelige Landschaft" und das 1943 puristisch skizzierte "Dünengras" sind einerseits überzeugende Exempel ihrer Landschaftskunst, andererseits ihres grafischen Talents, das sie bereits 1930 im mit Kreide umrissenen "Stehenden weiblichen Akt" bewiesen hatte.

Die 1947 frei nach Adolf Hölzel gezeichneten "Kreise und Dreiecke" sowie "Geometrische Komposition (Skizze)" sprechen zwar für die Auseinandersetzung mit der Abstraktion, hinterlassen aber keine Spuren im malerischen Werk der Maria von Heider-Schweinitz. Angelika Storm-Rusche

Galerie Oltmanns, Scheurener Straße 25, Unkel, bis 28. Oktober; Öffnungszeiten nach telefonischer Vereinbarung, Telefonnummer 02224/78691

Gesellschaft für Kunst und Gestaltung: Der "schwebenden Horizont über festem Grund" steht wie eine großformatige Zeichnung, die sich vom Blatt gelöst hat, im Raum. Obwohl die Skulptur mit ihren zarten Stahlstangen nicht mehr als ein paar minimale Andeutungen macht, ist die Horizontlinie, über der sich ein Himmel wölbt, auch ohne den richtungsweisenden Titel unschwer zu erkennen.

In der neuen, von Susannah Cremer-Bermbach kompetent kuratierten Ausstellung der Gesellschaft für Kunst und Gestaltung geht es um das Thema "horizontal". Der Bezug zur Landschaft, den der Betrachter beim Anblick von waagerecht angeordneten Linien leicht herstellt, wird bei einigen der zwölf ausstellenden Künstler besonders augenfällig. Im Video von Christiane Baumgartner rast die Landschaft in Hochgeschwindigkeit vorbei, was zur optischen Auflösung von erkennbaren Strukturen führt. Zurück bleiben Linien und Farben.

Von hier aus ist der Schritt zu Nicholas Bodde und seinen gemalten Farbstreifen in unterschiedlichen Breiten und Strukturen nicht weit, und José Heerkens lädt mit der Bodeninstallation "Walking Lines" zum Nachdenken über das Gehen, also das horizontale Durchschreiten in einer von der Vertikalen geprägten Stadt ein. Neben der körperlichen Fortbewegung im Raum ist zumeist auch das Schreiben eine Angelegenheit der Horizontalen. Hieran knüpft etwa Christiane Schlosser an mit Zeichnungen, die an Schriftbilder erinnern oder Max Cole, die aus unzähligen vertikalen Strichen eine rhythmisierte Linie in der Waagerechten entwickelt.

Björn Drenkwitz erweitert den Aspekt der körperlichen Erfahrung von Welt, der in der Ausstellung in klugen und abstrakten Bildern sichtbar wird, um das Hören, genauer gesagt, um sich ausbreitende Schallwellen. Politisch bedeutende Sätze wie "Wir sind das Volk" gibt er in langen Sinuskurven wieder, die sich als "Schallporträts" am besten durch langsames Abschreiten erfahrbar machen lassen. Gudrun von Schoenebeck

Gesellschaft für Kunst und Gestaltung, Hochstadenring 22; bis 9. September, Mi-Fr 15-18, Sa 14-17, So 11-14 Uhr.

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