Kommentar: Keine Insel der Glückseligen

Ein Blick zurück: Als der Bonner Kulturdezernent Ludwig Krapf 2010 darlegte, wo er in der freien Szene den Rotstift anzulegen gedachte, verfielen viele der Betroffenen in Resignation. Es herrschte mancherorten Endzeitstimmung.

Krapfs Nachfolger Martin Schumacher hat mit seinen Vorschlägen andere, weniger dramatische Reaktionen ausgelöst.

Ablehnung erfuhren seine Pläne gestern von Martina Steimer, der künstlerischen Leiterin des Pantheons: "Wir empfinden das als ungerecht." Die Nachwuchsförderung werde nun schwieriger. Das bestätigte auch Berit Baumhoff vom Haus der Springmaus. Pantheon und Springmaus sollen von 60 000 respektive 48 000 Euro auf null gesetzt werden.

Andere äußerten sich vorsichtig erleichtert. Ob Gisela Pflugradt vom Euro Theater Central ("Nach der Giftliste von Herrn Krapf ist es eine totale Erleichterung") oder Moritz Seibert vom Jungen Theater ("Unter den Umständen muss man hochzufrieden sein"). Glücklich kann sich auch das neu gegründete Literaturhaus Bonn schätzen, das erstmals auf der Förderliste erscheint.

Hier wird bürgerschaftliches Engagement mit einer bescheidenen, aber symbolisch wertvollen Summe belohnt. Das ist die gute Nachricht. Schumacher und Kollegen wissen, was gut und schützenswert ist. Deutlich wird aber auch, dass 2013 rund eine Million Euro weniger für freie Kultur ausgegeben werden soll als noch 2010. Sage keiner, die Kultur sei eine Insel der Glückseligen.

Die freie Szene ist indes nur ein Teil des kulturpolitischen Szenarios. Das Theater steht vor einschneidenden Maßnahmen. Die schwarz-grüne Ratsmehrheit fürchtet, dass die Bühnen im Haushaltsjahr 2014 mit Kürzungen von insgesamt 5,1 Millionen rechnen könnte. 2015 könnten dann noch zwei Millionen Euro dazukommen. Das hieße: Schrecken ohne Ende.

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Foto: Matthias Kehrein
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