Kommentar: So wird der Ruf verspielt
Als Impuls, als Denkanstoß will OB Jürgen Nimptsch seinen Vorstoß in Köln verstanden wissen. Zu einem Denkanstoß gehört aber auch, dass dabei gedacht wird. Nimptschs Vorschlag, die Bonner Oper nach Köln zu verlagern, klingt im besten Fall als unbedachter Schnellschuss, im schlimmsten Fall als Einstiegsszenario in eine empfindliche Schwächung des Musikprofils einer Stadt, die zu Recht noch stärker mit dem Namen Beethoven in die Zukunft gehen will.
Lässt man die Bonner Opernsparte sterben, hätte das erhebliche Konsequenzen für das Beethoven Orchester, das als Bonner Opernorchester einen Großteil seiner Dienstzeit im Orchestergraben am Boeselagerhof sitzt. Allein an dreizehn Abenden ist das jetzt im Monat Dezember der Fall. Der Operndienst gehört zum festen Bestandteil dieses Klangkörpers. Ein nicht ausgelastetes Orchester brächte Sparkommissare völlig zu Recht auf entsprechende Gedanken: Stellenstreichungen. Noch verfügt Bonn über ein sogenanntes A-Orchester, die höchste Liga in Deutschland.
Das würde sich dann ändern. Georg Quanders Vorschlag, die Bonner Musiker könnten ja in Köln aushelfen, klingt wie Hohn, wäre fatal für das Image des Bonner Klangkörpers. Dass Nimptsch einerseits mit einem Aus für die Oper eine Verarmung des Bonner Musiklebens in Kauf nähme, andererseits aber vehement auf die Marketing-Marke Beethoven (Beethoven hat auch eine Oper geschrieben) setzt, zeugt von einer gehörigen Portion Realitätsverlust:
Will sich eine Stadt als Musikstadt profilieren, führt an der Oper kein Weg vorbei. Kippt sie, wird auch das Orchester geschwächt und mit ihm letztendlich das Profil des Beethovenfestes. Und wozu braucht es, Nimptschs Gedanken zu Ende gedacht, dann noch ein Festspielhaus, das er nach eigenen Aussagen noch immer vermitteln will?
Noch vor der Bürgerbefragung, mitten in einer von Ängsten geprägten Situation und eine knappe Woche, bevor der etatmäßige Bonner Kulturdezernent seinen Job antritt, lässt Nimptsch die Opernbombe platzen. Ungeschick oder Kalkül? Beides fatal.
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