Auftritt in Remagen Konrad Beikircher brachte 600 Besucher zum Lachen

REMAGEN · Konrad Beikircher, der "Grandseigneur" des rheinischen Humors, feiert in diesem Jahr sein 35-jähriges Bühnenjubiläum. Aus diesem Anlass durchforstete der 68-Jährige sein Archiv und suchte in Radiosendungen, Unveröffentlichtem sowie in seinen Erinnerungen, um "Das Beste aus 35 Jahren" zu einem Jubiläumsprogramm zu verarbeiten.

Das Ergebnis ist ein furioser Parforceritt, der von den Wurzeln seines Schaffens bis heute reicht und am Samstag 600 Besucher in der Remagener Rheinhalle beglückte. Auch in der Römerstadt wird der gebürtige Südtiroler längst als "Rheinländer der Herzen" verehrt.

Nicht ohne Grund ist der Kabarettist, Musiker und Buchautor mit nun elf Auftritten Rekordhalter der örtlichen Kleinkunst- und Kabarettreihe. Einmal mehr erwies sich der in Bad Godesberg lebende Bühnenprofi als Meister des "rheinischen Verzälls". Dabei präsentierte sich der Erzählkünstler als Bühnenpurist, der nichts weiter benötigt als sein Mundwerk und ein Standmikrofon.

Der Abend beginnt mit einem für Rheinländer typischen "Ich wollte sie herzlich willkommen geheißen haben" (Futurum Präteritum, einer "einmaligen Erfindung des Rheinischen").

Dann sprudeln die Geschichten und Anekdoten nur so aus ihm heraus. Beikircher, der Ende 1965 nach Bonn gegangen ist, um Psychologie, Musikwissenschaften und Philosophie zu studieren und anschließend 15 Jahre lang als Gefängnispsychologe in der Jugendvollzugsanstalt Siegburg tätig war, erzählt von seinem ersten Auftritt am 28. März 1978 in der Bonner Jazz-Galerie ("Drei Stunden Programm und ich konnte nur ein bisschen Hans Moser, Jandl und Artmann").

Stakkatoartig folgen die beliebtesten Geschichten aus seiner elfteiligen "Rheinischen Trilogie". Dabei kommt der Wahl-Bonner scheinbar zufällig vom Hölzchen aufs Stöckchen, macht einen Abstecher nach dem anderen, dreht thematische Pirouetten und kehrt nach etlichen Umdrehungen unverhofft wieder zum Ausgangspunkt zurück, um nach geschlagenen 45 Minuten "die Begrüßung zu Ende zu bringen".

Einen der Höhepunkte des Abends bildet die Anekdote aus dem Jahr 1992, als eine Paradontose eine Zahnbehandlung notwendig machte. So mussten die letzten acht Zähne aus dem Oberkiefer gepflückt werden. Die Kau- und Sprechfähigkeit sollte ein Provisorium sichern. Abends habe er aber einen Auftritt in Mönchengladbach absolvieren müssen.

"Als ich dem Publikum mit 130 Atü ein 'Wie isset?' entgegenschmettere, määt et Peng un die Zäng flitsche mir uss em Jeseech", schildert Beikircher unter dem Gelächter der Zuschauer, die sich zuvor bereits über die tückische Begegnung mit klebrigen Hussen, dem mediterranen Verhältnis der Rheinländer zum katholischen Glauben und jede Menge "genialer Alltagssprüche"kringelig gelacht haben.

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