Konzert im Beethovenhaus Stummfilmpianist Richard Siedhoff kommt nach Bonn

Bonn · Er ist einer der bekanntesten Stummfilmpianisten Deutschlands: Richard Siedhoff kommt am 5. März ins Beethovenhaus. Wir haben vorab mit ihm gesprochen.

 Richard Siedhoff ist Anfang März in Bonn zu erleben.

Richard Siedhoff ist Anfang März in Bonn zu erleben.

Foto: Robert Elias Wachholz

Stummfilme – sie scheinen ein wenig aus der Zeit gefallen angesichts der überall verfügbaren Streams und einem filmischen Überangebot im Kino und zu Hause. Und doch ist vielleicht gerade das der besondere Reiz, der auch Tausende jedes Jahr zu den Bonner Stummfilmtagen lotst. Ein nicht unbedeutendes Element hierbei ist die Musik, durch deren gekonnten Einsatz die Bilder erst zum Gesamtkunstwerk werden.

Richard Siedhoff gehört zu den wenigen Pianisten Deutschlands, die sich ganz auf die musikalische Gestaltung von Stummfilmen spezialisiert haben. „Ich komme aus einem musikalischen Elternhaus und war quasi immer umgeben von Musik“, erzählt Siedhoff. Als Sohn eines Theatermusikers lernte er auch schon früh die Bühne kennen und erlebte mit, wie Musik zur Unterstützung von Darstellerischem eingesetzt wurde. „Ich habe ganz klassischen Klavierunterricht gehabt, aber auch schon früh begonnen, zu improvisieren und zu komponieren. Als ich älter wurde, interessierte ich mich zunehmend auch für Filmklassiker und bin vom Tonfilm aus zeitlich immer weiter zurückgegangen bis hin zum Stummfilm.“

Nach Bonn kommt Richard Siedhoff am 5. März und das nicht zum ersten Mal

Seine ersten Stummfilm-Konzerte gab Siedhoff vor Familie und Freunden an seinen Geburtstagen. Vorab schrieb er die Musik komplett selber – und nahm sich jedes Jahr einen neuen Film vor. „Man kann sich in Deutschland nur in Teilen im Studium mit Vertonung von Stummfilmen beschäftigen“, sagt der studierte Musikwissenschaftler. Angefangen bei den ­­Geburtstagskonzerten hat er seine Beschäftigung mit dem ­­Medium zunehmend professionalisiert und gehört nun zu den circa 15 professionellen Musikerinnen und Musikern Deutschlands, die sich hauptberuflich dem Stummfilm widmen. Die Musik, die er den Filmen zugrunde legt, stammt komplett von ihm – entweder ist diese auskomponiert oder aber er improvisiert: „Das variiert bei mir von Film zu Film. Manchmal habe ich nur zehn Prozent der Musik vorher aufgeschrieben, manchmal sind es jedoch sogar 50 Prozent.“

Nach Bonn kommt Richard Siedhoff am 5. März und das nicht zum ersten Mal. So zählt er zu den regelmäßigen Gästen der inzwischen europaweit bekannten Bonner Stummfilmtage. Im März kann man ihn im kleinen Rahmen erleben, wenn er zum Familien-Stummfilm­konzert in den schönen Rahmen des Beethovenhauses einlädt. Der Förderverein Filmkultur zeigt in ­­Kooperation mit dem Beethovenhaus die beiden Klassiker „One Week“ von und mit Buster Keaton und „The Immigrant“ von Charlie Chaplin. Das Ganze ist konzipiert als Kinder- und Familienkonzert mit Moderationen, in denen beispielsweise einzelne Melodien und Leitmotive erklärt werden sollen. Mit von der Partie ist der Oboist Mykyta Sierov, der häufiger Duopartner von Siedhoff ist.

Bei der Auswahl der Filme konnte sich Siedhoff auf seine Anfänge berufen: „Wir wurden seitens des Vereins gefragt, welche Filme wir denn nehmen wollen. Und ich kann mich von meinen ersten Konzerten, also meinen Geburtstagen, erinnern, dass sowohl Keaton als auch Chaplin bei Kindern unheimlich gut ankommen.“ Was das Publikum musikalisch erwartet, verrät Siedhoff noch nicht – das bleibt noch eine Überraschung.

Info: Sonntag, 5. März 2023, 16 Uhr, Beethovenhaus Bonn: Leinwandkonzert für Kinder und Familien. Zu sehen sind „One Week“ (Buster Keaton) und „The Immigrant“ (Charlie Chaplin). Besetzung: Richard Siedhoff (Klavier), Mykyta Sierov (Oboe). Karten bekommen Sie über Bonnticket

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