Konzerte in Bonn: Vielseitig auf vier Saiten

Jazz im Landesmuseum und Ariadne-Trio im Augustinum

  Ausnahmeerscheinung:  Esperanza Spalding.

Ausnahmeerscheinung: Esperanza Spalding.

Foto: Wolfgang Schneider

Rheinisches Landesmuseum. Größer hätten die Gegensätze eigentlich nicht ausfallen können: Die beiden Acts, die unter dem Label "JazzToDay" derzeit von einer Hamburger Konzertagentur quer durch Deutschland geschickt werden, zeichnen sich durch eine beinahe diametrale Auffassung darüber aus, was denn den "heutigen Jazz" auszeichnet.

Bei ihrem Gastspiel im ausverkauften Theatersaal des Rheinischen Landesmuseums (das Konzert war ursprünglich für die Essener Philharmonie geplant und nach Bonn verlegt worden) gab es gleichermaßen eine überreiche Portion an virtuoser Spielkultur, spannenden Improvisationen oder pulsierendem Swing zu erleben wie auch coole Club-Sounds, minimalistische Loops und elektronische Klangfarben.

Zum Prinzip von "JazzToDay" gehören ein deutscher und ein internationaler Act. Letzteres übernahm die US-Amerikanerin Esperanza Spalding, die mit ihrem Quartett erstmals in Deutschland auf Tournee ist. Es fällt nicht leicht festzulegen, ob die junge Musikerin mit lateinamerikanischen Wurzeln mehr als Bassistin oder als Sängerin beeindruckt. In ihrem virtuosen Umgang mit dem Stimmbändern sowie den vier Saiten des Kontrabasses ist die zierliche Person gleichermaßen eine Ausnahmeerscheinung.

Die Band ist mit Leo Genovese am Klavier, Ricardo Vogt an der Gitarre und Otis Brown am Schlagzeug kongenial besetzt. Die jungen Musiker spielen gleichermaßen erfrischend wie abgeklärt und lassen der "Show-Woman" (Spalding über Spalding) genügend Raum, damit diese in komplexen Linien und Rhythmen scatend und zupfend zugleich ihr virtuoses Herz ausschütten kann.

Stellenweise hatte man beim Bonner Gastspiel allerdings den Eindruck, als ob das Quartett unter Zeitdruck agiere, das eine oder andere Solo hätte etwas mehr Raum zur Entfaltung vertragen. Dass sie auch das Zeug zum Hit hat, bewies sie eindrucksvoll mit Eigenkompositionen wie "I know, you know". Nach der Pause dann also das Kontrastprogramm. Die Elektro-Jazzer von "Triband" fuhren mit entspannten Loops und synthetischen Sounds auf, gaben ihrer Musik genau die richtige Zeit, um sich in ihrer vollen Wirkung zu entfalten.

Die Band funktioniert als Kollektiv, entsprechend dicht und komplex sind bei allem Minimalismus des Stils die Kompositionen und Arrangements. Mit ihren Anklängen an Jazz, Rock, Pop oder Disco entzieht sich die Musik jeglicher vordergründigen Bestimmung, entwickelt jedoch trotz ihrer eklektizistischen Grundhaltung eine eigenständige Tonsprache. Einen wichtigen roten Faden bildet dabei die silbrig glänzende Stimme von Sandie Wollasch, deren ebenso subtile wie nachdrückliche Bühnenpräsenz beim Bonner Konzert ihre Wirkung nicht verfehlte.

Augustinum. Sein Konzert im Bonner Augustinum begann das Aridne-Trio mit einer Hommage an einen der Jubilare dieses Jahres: Joseph Haydn. Mit dessen C-Dur Klaviertrio Hob XV:21 fand man einen gelungenen Einstieg. Man spielt bereits seit vielen Jahren zusammen und ist dementsprechend gut aufeinander eingestellt. So nahm man etwa das einleitende Adagio pastorale mit bezwingender Stringenz und ließ sich viel Zeit zum Auskosten der bukolischen Melodik. Und auch das Finale überzeugte mit großem Schwung und viel Brio.Pianistin Uta Klisch erwies sich über den gesamten Abend als ruhender Pol des Ensembles. Sie hielt mit stoischer Präzision alles zusammen und leistete sich kaum Schnitzer. Auch die Cellistin des Ensembles, Anette Lenz, zeigte sich in Form und überzeugte mit einem soliden und sauberen Spiel. Geigerin Caroline Lutz wirkte über weite Strecken etwas zaghaft und im Hinblick auf die Intonation nicht durchweg sauber. Dennoch spielte man zwei Sätze aus dem Klaviertrio des tschechischen Komponisten Per Eben mit bezwingender Intensität. Nach der Pause stand dann mit dem Dumky-Trio von Antonin Dvorak ein echtes Schwergewicht des Kammermusik-Repertoires auf dem Programm.

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