Beethovenfest 2012 Konzerte mit Daniel Hope, Gilles Apap und dem Artemis Quartett

BONN/REGION · Im Rahmen des Beethovenfestes 2012 in Bonn und der Region dürfen sich die Besucher im Kursaal Bad Honnef, im Volksbank-Haus und im Beethoven-Haus über mitreißende Konzerte freuen.

Kursaal Bad Honnef:
Konventionell war der Rahmen, äußerst unkonventionell dagegen der "Inhalt": Beim Konzert des Artemis Quartetts im Bad Honnefer Kursaal stand zum Auftakt das Quartett D-Dur aus op. 44 von Felix Mendelssohn Bartholdy auf dem Programm und zum Schluss das Quartett D-Dur (op. 161) von Franz Schubert.

Das Artemis Quartett, dem aus der Gründungsbesetzung nur noch Cellist Eckard Runge angehört, machte aus dem Programm ein Ereignis. Sein Feuer hat sich das neben Runge jetzt mit Vineta Sareika und Gregor Sigl, Violine, sowie Friedemann Weigle, Viola, besetzte Quartett erhalten. Mendelssohns Opus begann mit einer Frische und Unbekümmertheit, die vor allem die grandiose Musizierlaune der Ensemblemitglieder offenbarte.

Gewichtiger mutete Schuberts Quartett an, obwohl es einen für diesen Komponisten eher ungewöhnlichen heiteren und unbeschwerten Unterton besitzt. Dies kam in der Interpretation des Artemis Quartetts ebenso schön zum Ausdruck wie der dramatische Charakter des Kopfsatzes oder der melancholische Grundtenor des Andantes. Ungeheuer spannend war die Klangcollage, die die vier Streicher zwischen Mendelssohn und Schubert platziert hatten.

Aus Werken von Johann Sebastian Bach und Astor Piazzolla hatte man eine Art Suite mit direkt ineinander übergehenden Sätzen konzipiert. Das Artemis Quartett sorgte hier für einen zeitlich halbstündigen, inhaltlich jedoch noch lange nachwirkenden Aha-Effekt.

Volksbank-Haus:
Manchmal ist es unübersehbar, dass Gilles Apap seine Geige liebt. Zärtlich hält er sie dann an seine Wange, liebkost sie mit seinem Bogen, tanzt mit den Fingern über die Saiten. Ein inniges Spiel, ein gefühlvolles. Und ein Genuss für das Publikum, das ins Volksbankhaus gekommen war, um einen der laut Yehudi Menuhin wichtigsten Geiger des 21. Jahrhunderts zu hören. Gleich zu Beginn ein wunderschönes Präludium und Allegro von Fritz Kreisler, bei dem Apap sowohl seine Emotionalität als auch seine Virtuosität unter Beweis stellte.

Gilles Apap genießt es zu spielen, mit seiner Geige ebenso wie mit Traditionen und Erwartungen. Schon die Zusammensetzung seines Quartetts ist mit Cymbal, Akkordeon und Kontrabass ungewöhnlich, seine Arrangements ebenso. Doch nicht immer stellen die teils waghalsigen Interpretationen eine Verbesserung dar: So klingt Maurice Ravels "Le Tombeau de Couperin" oftmals schlicht schräg. Aber sowohl Mozarts Adagio in E-Dur als auch Auszüge aus Vivaldis "Vier Jahreszeiten" werden dem Ruf Apaps mehr als gerecht.

Innovativ, lebendig, mit einem Quäntchen des Unerwarteten. So pfeifen die Musiker zur Freude des Publikums den Frühling im wahrsten Sinne des Wortes herbei, während Geigen zu Ukulelen mutieren. Und bei Mozarts Adagio sorgt ein Zupfbass für frischen Wind, während Gilles Apap mit sichtlicher Lust den Bogen fliegen lässt. Das Publikum war fasziniert. Thomas Kölsch

Beethoven-Haus:
Dem diesjährigen Motto des Beethovenfestes werden Daniel Hope, Violine, und Sebastian Knauer, Klavier, mit ihrer Lesart der ausgewählten Literatur durchaus gerecht: "Eigensinn" schon zeichnet ihre Herangehensweise an den dritten, von Brahms zur sogenannten "FAE-Sonate" als Scherzo beigesteuerten Satz aus, wenn die Violine beim Eröffnungsthema dem Klavier um Sekundenbruchteile vorauseilt. Die bei extremer Dynamik eruptiv freigesetzte Energie erfährt durch diesen Effekt eine nachgerade schwindelerregende Beschleunigung. Da sorgt die Romanze in Des aus Clara Schumanns op. 22 für entspanntes Durchatmen.

Joseph Joachim, der Violin-Institution des 19. Jahrhunderts, war das Programm im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses beziehungsreich gewidmet. Außerdem spielte man Werke von Beethoven, Mendelssohn und Joachims Romanze in B-Dur, op. 2 Nr. 1). Die Eckpfeiler aber bildeten Beethovens "Kreutzer-Sonate" und Brahms' Sonate in G-Dur. Man gab einen kompromisslos vitalen Beethoven. Brahms' op. 78 bekam solche Schroffheit noch besser. Fritz Herzog

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