Neue Töne im Echoraum Kooperation zwischen Kölner Kunsthochschule und Bonner Bundeskunsthalle endet

BONN · Die Kölner Kunsthochschule für Medien verabschiedet sich von der Bonner Bundeskunsthalle mit der noch laufenden Ausstellung "Sechs Minus".

 Zimmer im Klo: Johannes Jensen hat sich in einer Box der Bundeskunsthallen-Herrentoilette häuslich eingerichtet.

Zimmer im Klo: Johannes Jensen hat sich in einer Box der Bundeskunsthallen-Herrentoilette häuslich eingerichtet.

Foto: David Ertl/KAH

Wie vergänglich Kunst sein kann, musste Alexander Basile jetzt erkennen: Noch im kalten Winter filmte er in betörender Zeitlupe eine Tänzerin, die auf der Eisbahn zwischen Bundeskunsthalle und Kunstmuseum ihre Pirouetten drehte und zeigt dieses Video unter dem Titel "sculpture#4" seit Februar in der Echoraum-Ausstellung.

Die Situation heute ist ganz anders: Eisbahn und Zelt sind weg, der Museumsplatz erstrahlt wie vor bald 20 Jahren im milden Frühjahrslicht, die Bauten können ungehindert ihre ganze Schönheit entfalten. Und auch in dem vor drei Jahren aus dem Dornröschenschlaf geholten, anregenden und quirligen Forum für Medienkunst in der Bundeskunsthalle gibt es Veränderungen: Der Künstler Basile und seine Kommilitonen von der Kunsthochschule für Medien in Köln verabschieden sich vom Bonner Echoraum mit der noch laufenden Ausstellung "Sechs Minus".

Die Kooperation mit der Kunsthochschule war auf zwei Jahre angelegt, jetzt erfolgt der Wechsel. Mischa Kuball, Professor des Kölner Instituts, der maßgeblich an der Konzeption des Formats Echoraum beteiligt war, gibt das Staffelholz weiter an die Hochschule für Bildende Künste in Hamburg, die ab Mitte Juni den Echoraum bespielen wird.

Kuball blickt zurück auf eine mit 36.000 Besuchern sehr erfolgreiche Serie. Sechs Mal war er mit seinen Studenten und seinem "Experimentallabor" in der Bundeskunsthalle. "Der Echoraum ist ein Beschleuniger für künstlerische Ideen", sagte er am Dienstag bei einem Bilanz-Gespräch, "hier kann etwas Junges geschützt gähren." Für Kuball war es wichtig, dass die Studenten den Druck verspüren und mit ihren Konzepten von der Laborsituation an der Hochschule in das Licht der Öffentlichkeit gehen. Von der Kommunikation bis zur technischen Umsetzung von Ideen reichte der Weg. "Der Stress war hoch", meint Kuball.

Für Nathalie Hoyos, die gemeinsam mit Ulrich Best von Seiten der Bundeskunsthalle für den Echoraum verantwortlich ist, war besonders aufregend, die Entwicklung einzelner Studenten über längere Zeit zu verfolgen.

Die Kölner Studenten, die auch Informationsblätter zum Echoraum schrieben und in Gesprächsrunden mit Besuchern diskutierten, werten ihr Bonner Gastspiel als große Chance. "Es war ein spannendes Experiment, eine tolle Auseinandersetzung mit einem schwierigen Raum", sagt die Chilenin Carolina Redondo, die in einem engen, schlauchartigen Kämmerchen ein Performance-Video zeigt, das einen erstaunlichen Sog entfaltet.

Für ihren Kommilitonen Michael Schmitt war es ein großer Reiz, sich einem breiten Publikum präsentieren zu können, "ganz anders als die üblichen Rundgänge und kleinen Ausstellungen, die im Offspace angesiedelt sind". "Wir haben das Privileg, hier ausstellen zu dürfen, ohne arriviert oder tot sein zu müssen", sagt er mit einem Seitenhieb aufs gewöhnliche Bundeskunsthallen-Programm. Sein Beitrag für den Echoraum ist eine Kamerafahrt durch die Ausstellungsräume.

Diese erhabene Aura werden Kuball und seine Studenten nun verlassen. "Raus aus dem musealen Speckgürtel", nennt Kuball das. Ihr nächstes Projekt läuft im ehemaligen Katholikentagsbahnhof in Bochum. Die Stadt stellt ihr Kunstmuseum in Frage, die Off-Szene arbeitet dagegen an, die Kölner machen mit. Willkommen in der kulturellen Realität.

Bundeskunsthalle; bis 20. Mai, Di-Mi 10-21, So-So 10-19 Uhr

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