Künstlerin verwandelt sieben Frauen in lebende Denkmäler

Mystische Symbiosen: Die Künstlerin Veronika Fulde lässt in der Klosterruine sieben Frauen in Sack und Asche gehen.

Künstlerin verwandelt sieben Frauen in lebende Denkmäler
Foto: Frank Homann

Heisterbach. Ein kühler Abendhauch umweht die Chorruine Heisterbach. Vor dem steinernen Grau des alten Gemäuers erscheint eine Figur, die aussieht, als wäre sie ebenfalls aus Stein gemeißelt.

Ein lebendes Denkmal, gehüllt in ein schweres, graues Kleid. Jeder ihrer Schritte ein Ausdruck unvorstellbaren Schmerzes, als würde einem das Herz aus der Brust gerissen. Das ist das Gesicht des Leids - geschaffen von der Bonner Künstlerin Veronika Fulde.

Mit einer zutiefst bewegenden Performance setzte sie am Sonntagabend einen beeindruckenden Schlusspunkt unter ihre Ausstellung "Mystische Symbiosen".

Im Zeichen der Vergänglichkeit verkörperten dabei sieben Frauen, in weite Gewänder gehüllt und über und über mit Asche bedeckt, den Seelenzustand unterschiedlicher Empfindungsmomente.

Der monumentale und schwere Charakter des Bildes wurde perfekt von den düsteren Klängen der Begleitmusik - Tomaso Albinonis Adagio in g-Moll - untermalt.

Begonnen hatte "Mystische Symbiosen" - ein Kooperationsprojekt mit dem Fotokünstler Hagen Gervers - bereits am Aschermittwoch mit der Eröffnung einer Bilderausstellung in der Klosterkirche Heisterbach.

Auf den großformatigen Werken, die bis Montag die Wände des Gotteshauses zierten, waren ganz in Asche gehüllte Menschenfiguren zu sehen, die auf eine ganz eigene Weise die Auseinandersetzung der Künstlerin mit dem Thema "Vergänglichkeit" von der Antike bis hin zur christlichen Mystik darstellten.

Für die Performance am Sonntag wurden diese menschlichen Skulpturen zum Leben erweckt. Fulde griff dabei zunächst zum Pinsel, um die Darsteller mit Asche zu bemalen. "Später habe ich sie dann mit vollen Händen überschüttet. Es war ein richtiger Exzess."

Für sie sei diese Darstellungsform eine Art von Bildhauerei. Veronika Fulde kreiert lebende Bilder ganz aus Asche - und mit Asche schafft sie dabei für sich selbst eine Verbindung zwischen Körper, Geist und Seele.

Auf das Leid folgte die Liebe - leichten Schrittes betritt sie den Chorraum, eine rote Rose in der Hand. Auch sie erstarrte am Ende ihres Auftritts in einer Einzelpose - und macht so den Weg frei für die Eitelkeit.

Erhobenen Hauptes stolziert sie einher, den Blick vertieft in den imaginären Spiegel: "Wer ist die Schönste im ganzen Land?" Nach und nach folgen "Das Warten", "Der Trost", "Die Ruhelosigkeit" und "Die Trauer", die das ganze Geschehen bereits quasi als Zaungast beobachtet hat.

"Ich entschied mich für die Reihenfolge der Figuren so, wie sie meiner Betrachtung und Wahrnehmung von Leben entspricht", erläutert die Künstlerin.

In diesem Sinne sollte die Trauer den Auftritt jeder einzelnen Figur von Anfang an begleiten, "in ihrer dauerhaften Präsenz symbolisiert sie zugleich den endgültigen Abschied vom Leben".

"Die Performance passt sehr gut zum heutigen Palmsonntag", sagte Pfarrer Markus Hoitz, der auch schon bei der Vernissage die einführenden Worte gesprochen hatte.

"Denn der Tag erinnert an die beiden Pole im Leben" - die Hochstimmung beim Einzug Jesu Christi in Jerusalem auf der einen, die Vergänglichkeit - der Tod am Kreuz - auf der anderen Seite. Für viele der zahlreichen Zuschauer war die Performance daher auch eine besondere Einstimmung auf die Karwoche.

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