Ausstellung "innerorts" Künstlerischer Blick auf Alfter als Heimat

ALFTER · Mit kreativen Blicken haben sich vier Kunststudenten der Alanus Hochschule dem Begriff Heimat, besonders in Alfter, genähert und erstmals eine Studienarbeit auch der Alfterer Bürgerschaft vorgestellt.

 Kunststudenten präsentieren die Ausstellung "innerorts" im Haus der Alfterer Geschichte (v.l.): Heidi Hildebrand, Christiane Wien und Tobias Löblich.

Kunststudenten präsentieren die Ausstellung "innerorts" im Haus der Alfterer Geschichte (v.l.): Heidi Hildebrand, Christiane Wien und Tobias Löblich.

Foto: Wolfgang Henry

Im "Haus der Alfterer Geschichte" präsentierten sie ihre Arbeiten, die ihren Studienort Alfter sowie die nahe Wahner Heide aus ungewöhnlicher Perspektive in den Blick nehmen.

Hintergrund für die Ausstellung "innerorts" war zum einen das Seminarthema im Studiengang Bildende Kunst und Bildhauerei zu ortsbezogenen Arbeiten im öffentlichen Raum.

Zum anderen inspirierte der Besuch der Ausstellung über jüdisches Leben in Alfter, die im Frühsommer im "Haus der Alfterer Geschichte" gezeigt wurde, die Studenten. Heidi Hildebrand, Tobias Löblich, Barbara Locher-Otto und Christiane Wien empfanden das Regionalmuseum hinter der Pfarrkirche St. Matthäus als geeigneten Standort, um die Semesterabschlussarbeiten mit ihren thematischen Bezügen zu Alfter in den Ort zurückzutragen.

Als eine "Kreisbewegung" beschrieb die Bonner Kunsthistorikerin Isabel Rith-Magni, Dozentin an der Alanus Hochschule, diesen Ansatz der Ausstellung, mit dem Neuland betreten werde. Große Freude über die Premiere äußerte Werner Jaroch als Vorsitzender des Fördervereins "Haus der Alfterer Geschichte" und zeigte sich offen gegenüber weiteren Ausstellungsprojekten in der Zukunft.

Der Begriff Heimat

Auf beklemmende Weise stellte Barbara Locher-Otto aus Köln ihre Sicht auf ortsgeschichtliche Aspekte Alfters und den Begriff Heimat dar. Sie hat Augenzeugenberichte aus der Zeit der Judenverfolgung auf Kissen gedruckt, in denen Alfterer beispielsweise berichten, wie die Nachbarschaftshilfe für eine jüdische Familie zu einem Verhör bei der Gestapo führte.

"Die Erinnerung lässt sich nicht verdrängen", erläutert die 58-jährige Künstlerin. "Sie liegt wie ein Kissen auf dem Sofa, ungemütlich und präsent, ist kaum zu ertragen und macht betroffen."

Tatsächliche Spuren hat der Kunsttischler und Möbelrestaurator Tobias Löblich (33) gesammelt. Er hat Leintücher auf abseits liegenden Wegen in Alfter ausgelegt, um auf ihnen zufällige, aber echte Spuren von Menschen und Witterung einzufangen. Aufgespannt auf Keilrahmen sind monochrome, erdige Exponate entstanden.

Dabei hatte Löblich zweierlei im Sinn: "Zum einen erwiesen sich die oft nur schwer gefundenen Wege als besonders exemplarisch für die Heterogenität der Gemeinde Alfter; zum anderen wollte ich gerade diesen Unräumen künstlerisch durch die Alfterer selbst einen Eigenwert zuerkennen."

Christiane Wien, die aus Hamburg nach Alfter gekommen ist, hat ihr Projekt "draußenwiedrinnen" betitelt. Ihrem Eindruck von Verborgenheit in Alfter hat sie öffentliche Installationen entgegengesetzt und sie mit Fotos und Bewegtbild dokumentiert.

Um Offenheit herzustellen, hat die 44-jährige Germanistin mit Alltagsgegenständen aus den 70er- und 80er-Jahren an zentralen Punkten in Alfter Wohn- und Arbeitssituationen aufgebaut, zum Beispiel einen Tisch mit Schreibmaschine und Tastentelefon mitten auf der Verkehrsinsel zwischen Landgraben und Steinergasse.

"Wie ich selbst haben die Gegenstände bereits eine Geschichte und sind letztlich zufällig nach Alfter geraten", erläutert Wien. Heidi Hildebrand (60)aus Bonn war in der Wahner Heide auf dem Gelände der ehemaligen Panzerkaserne Camp Altenrath unterwegs. Die Physikerin und Pharmazeutin hat Fundstücken an diesem verlassenen Ort durch individuelles Versetzen sowie durch Bildung von Skulpturen eine neue Bedeutung gegeben.

Ausstellung in Alfter

Die Ausstellung "innerorts" im Haus der Alfterer Geschichte, am Hertersplatz hinter der Pfarrkirche St. Matthäus, ist bis zum 24. November geöffnet: jeweils dienstags und donnerstags von 17 bis 19 Uhr; samstags 14 bis 17 Uhr und sonntags 10 bis17 Uhr.

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