Konzert in der Philharmonie Kultsänger Max Raabe zeigt sich in Köln in Bestform

Köln · „Der perfekte Moment … wird heut verpennt": Der Kultsänger und sein Palast Orchester sind in der Kölner Philharmonie aufgetreten.

 Der perfekte Moment: Max Raabe in Köln.

Der perfekte Moment: Max Raabe in Köln.

Foto: Thomas Brill

In der Kölner Philharmonie sind er und sein Palastorchester liebend gern und regelmäßig gesehene Gäste. Und ebenso regelmäßig gibt es für die Konzerte von Max Raabe dann auch keine Karten mehr. Wer Mittwoch in der glücklichen Lage war, ein Ticket sein eigen zu nennen, erlebte den Chef-Nostalgiker der 1920er- und 1930er-Jahre und seine zwölf Musiker einmal mehr in Bestform. Mit Pause und Zugaben währt dieses Vergnügen über zweieinhalb Stunden.

Seinen Titel verdankt das Programm Raabes aktuellem, im Dezember 2017 erschienenem Album „Der perfekte Moment … wird heut verpennt“. Perfekt ist das, was hier geboten wird, in der Tat, aber die Gefahr, dass jemand einschläft, besteht keine Minute lang. Der 56-Jährige Sänger hält, was er zu Beginn, in leichter Abänderung des ersten Stücks „Guten Tag, liebes Glück“, verspricht: „Heut’ ist der gute Abend, um glücklich zu sein“.

Mit Brillantine im akkurat seitengescheitelten Blondhaar, mit Schmelz in der Stimme und mokantem Schnarren bei den Ansagen, erst im edlen Samtjackett und nach der Pause dann im maßgeschneiderten Frack, wirkt Raabe wie aus einer längst vergangenen Zeit gefallen. Die, mitunter, der Erläuterung bedarf. Etwa, wenn „Du stehst nicht in meinem Adressbuch“ erklingt: „Ein Adressbuch ist ein nicht digitales Verzeichnis – man klappt es auf.“

Mimisch und gestisch ist er ein Meister der Minimalismen. Im Schatten lehnt er am Flügel, die Beine gekreuzt, den Arm lässig aufgestützt. Im Scheinwerferlicht hebt er mitunter eine Braue oder er senkt einen Mundwinkel herab, den leicht veränderten Stand verrät lediglich das Aufblitzen einer Lackschuhspitze. Bei Klassikern wie „Ich küsse Ihre Hand Madame“ oder Erkenntnissen wie „Du bist viel zu schön für einen Mann“ geht das Orchester gleichermaßen mit Verve und Brillanz zur Sache. Immer wieder stellt Raabe einzelne Musiker vor, wobei die anmutige Cecilia Crisafulli (Violine) ganz von allein alle Augen auf sich lenkt. Sie ist die einzige Frau im Palast Orchester.

Im funkelnden Repertoire finden sich Broadway-Perlen wie „Singin’ In The Rain“, wo Raabe auch als Kunstpfeifer reüssiert, neben Juwelen aus dem Fundus der Comedian Harmonists. Den kleinen grünen Kaktus gibt's als Zugabe, das Schwein, das nicht anruft, tritt eine musikalische Reise um die Welt an. Missverständnisse, so denn möglich, wie bei „Amalie geht mit nem Gummikavalier“ räumt Raabe süffisant-elegant aus dem Wege. Indem er dem spritzigen Schlager voranstellt, es ginge hier „um die Praktikabilität eines aufblasbaren Badeutensils“.

Mitunter bedarf es auch der Abstraktionsfähigkeit. So spricht der Bariton bei der Anmoderation von „Salomé“ vordergründig über Samson und seine ihm Kraft spendende Haarpracht und fügt dem die unschuldig klingende Frage an: „Kann es sein, dass sich der mächtigste Mann des Landes nur durch seine Frisur im Amt hält?“ Worauf jeder eine ganz bestimmt buttergelbe Tolle und ihren Träger vor Augen hat...

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