Haus an der Redoute Kunst im Rückblick

In ihrem spannungsgeladenen, gehaltvollen Gemeinschaftsprojekt "Yesterday and Nowadays" verzichten Karin Neusel und Mareile Schaumburg bewusst auf einen klassischen Dialog zwischen Malerei und Bildhauerkunst.

Mit System aufgebaut sind hingegen zwei im Grunde separate Soli, die den Betrachter wiederum zu einer detektivischen Suche nach kollegialen Berührungspunkten, Kontrapunkten und individualistischen Entwicklungstendenzen herausfordern. Eine langfristig freundschaftliche Verbindung, die Zugehörigkeit zu "Künstlergruppe Bonn", die halbwegs benachbarten Jahrgänge (1936, 1934) sowie vielfach im Themenspektrum Natur angesiedelte Diskurse bilden die gemeinsame Basis für bilaterale Rückblicke und Gegenwartszitate.

Erst auf den zweiten Blick erschließen sich Parallelen wie das Interesse an biografischen, existenziellen Auslotungen. Die Berlinerin und Düsseldorfer Akademieelevin Karin Neusel startet mit einem bunten Bündel von 1976 beginnenden Stillleben und Porträts, darunter eine wunderbar charaktervolle Familienaufstellung der Spezies Irish Terrier. In niederländischer Maltradition verankert sind punktuell surreal grundierte Arrangements. Das besonnene Flair von Ölgemälden, Kreide- und Tuschezeichnungen weicht alsbald virulenten Naturimpressionen.

Gegenüber im Kabinett stationiert sind die von Anbeginn kompakten oder verschachtelten, mit Symmetrie, Balance und Anatomie spielenden Bronzeobjekte (etwa "Erdgeist", "Geöffnete Kapsel") der Kölner Meisterschülerin Mareile Schaumburg (Klasse Josef Jaekel). Ein Zwitter zwischen Holzflöte und Klarinette schlägt die Brücke zu Installationszitaten (bearbeitetes Wurzelwerk, modellierte Holzblöcke), wo Schlüsselmotive wie Musik, Kindheitsmythen oder die "verwachsenen Pfade" des Lebens mit psychologischem Feingespür, bisweilen balladesk ausgelotet werden.

Haus an der Redoute, Kurfürstenallee 1a, bis 8. November. Mi-So 14 bis 18 Uhr.

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