Rendezvous der Künstlerfreunde Kunstmuseum Bonn zeigt Werke von Arp bis Picasso

Bonn · Von Hans Arp bis Pablo Picasso: Das Kunstmuseum Bonn zeigt die Sammlung Wilfried und Gisela Fitting. Es ist ein Rendezvous der Künstlerfreunde.

Es sind Begegnungen der äußerst seltenen Art. Werke von Pablo Picasso, Georges Braque und Juan Miró waren, wenn überhaupt einmal, dann nur zu einer Stippvisite im Kunstmuseum Bonn. Hans Arp verortet man eher in „seinem“ Museum in Rolandseck, Max Ernst sieht man eher in Brühl – wenn auch die Bonner durch die exzellente Sammlung Bolliger und durch Leihgaben des Bundes einen guten Grundstock besitzen – die Werkgruppen leider aber viel zu selten und sehr reduziert zeigen.

Der Baske Eduardo Chillida und sein katalanischer Gegenpol Antoni Tàpies gehören nicht zum Kerngeschäft des Bonner Hauses – immerhin hat man Chillida wiederholt in Ausstellungen gezeigt. Alle diese Positionen gehören nun – erweitert etwa um einen Werkblock von Hann Trier und spannende Solitäre von Henry Moore, David Hockney und Roy Lichtenstein – zum Fundus des Kunstmuseums Bonn. Die Sammlung Wilfried und Gisela Fitting macht's möglich.

Die Liebesbeziehung zwischen Wilfried Fitting und dem Kunstmuseum begann nicht erst mit einem Blatt von Max Ernst, „Von der Liebe in den Dingen“, ein ungewöhnlich buntes, kubistisches Aquarell aus dem Jahr 1914. Fitting schenkte es dem Museum 2009 als Dank für seine Ernennung zum Ehrenmitglied des Vereins der Freunde des Kunstmuseums. 2012 starb der in Bonn geborene Mediziner 93-jährig. Die seit den 1960er gewachsene Sammlung Fitting war bereits 1992 in eine Stiftung eingegangen, über die nun das Bonner Haus exklusiv verfügen kann.

Schwerpunkte sind Picasso und Braque, Arp und Ernst

„Sie haben aus Liebe gesammelt, was ihren gefiel, versuchten sie zu kaufen“, sagte Frank Günter Zehnder, ehemals am Wallraf-Richartz-Museum für Altkölner Malerei zuständig, von 1996 bis 2004 Direktor des Rheinischen Landesmuseums Bonn, am Dienstag vor der Presse. Zehnder hat die Stiftung gemeinsam mit dem Galeristen Aurel Scheibler gegründet. Als „Glücksfall für Bonn“ wertete Museumsintendant Stephan Berg den Neuzugang, „es ist die Stärkung unseres Segments der klassischen Moderne“. Das Bonner Haus sei nun zum Beispiel in der Lage, „auf einen Schlag“ eine profunde Ausstellung über Max Ernst aus dem eigenen Bestand zu realisieren.

Volker Adolphs hat aus der 210 Werke umfassenden Sammlung eine repräsentative und stimmige Auswahl von 90 Gemälden, Papierarbeiten und Skulpturen getroffen, die das Profil der Fitting-Kollektion, die Schwerpunkte und Korrespondenzen sehr schön herausarbeitet. Gleich im ersten Raum wird die produktive Künstlerfreundschaft zwischen Picasso und Braque zelebriert. Hauptattraktion sind hier Picassos Keramiken – das herrliche Porträt von Jacqueline auf einem Teller, der Ziegenkopf und die „Visage geométrique“, die sich mit Blättern von Braque in einem innigen Dialog zu befinden scheint. Ein früher Akt von Braque eröffnet eine kleine zauberhafte thematische Reihe mit Werken von Moore, Henri Laurens und Henri Matisse. Neben dem Kraftfeld Picasso/Braque ist das Zusammenspiel von Arp und Ernst ein weiterer Schwerpunkt der Sammlung und der Schau.

Das Prinzip Zufall

Beide waren Dadaisten der ersten Stunde, einer in Zürich, der andere in Köln, beide begegneten dem Surrealismus – mit unterschiedlicher Intensität –, beide haben den Zufall für sich als Prinzip erkannt. Bei Ernst sind das die Frottagen, durchgeriebene Strukturen von Hölzern und Blättern, bei Arp die Collagen zerrissener Papiere. Mit frühen Gemälden von Ernst und Arp-Reliefs, mit wunderbaren Skulpturen beider Künstler und ausgedehnten Grafik-Serien bildet dieses Künstlergespann das hochkarätige ideelle Zentrum der Schau, die nach dem Blatt „Von der Liebe in den Dingen“ betitelt ist. Wie in der Abteilung Picasso/Braque integriert Adolphs auch hier weitere Positionen, einen Farbklang von Alexej Jawlensky („Variation“) und eine Serie von Arbeiten Paul Klees, darunter das visionäre Bild „Seltsame Fracht“ von 1939.

Das letzte Kapitel der Schau wird von einer imposanten Folge von Gemälden Hann Triers eingeleitet, der mit den Fittings befreundet war. Zwischen Triers wildem Bild „Radfahren“ und „Stundenglas“, beide frühe 1950er, und einer Serie von Lithografien von Fernand Léger tun sich erstaunliche Korrespondenzen auf. Ähnlich wie bei der Gegenüberstellung von Chillida und Tàpies. Während Miró quasi zurückweist auf Klee und Arp, hängen die Stillleben von Hockney und Lichtenstein etwas in der Luft, was Anknüpfungspunkte zum Rest der Sammlung angeht. Offenbar gefielen sie den Fittings, die mit dem Herzen und eben nicht nach strategischen oder merkantilen Kriterien sammelten. Zauberhaft das letzte Werk der Schau: Tàpies' strahlender Sonnenaufgang mit dem Schriftzug „Seht die Sonne“ – ein Zitat aus Arnold Schönbergs Gurreliedern. Das war sehr nachvollziehbar Gisela Fittings Lieblingsbild.

Kunstmuseum Bonn; bis 28. Januar 2018. Di-So 11-18, Mi 11-21 Uhr. Eröffnung: Mittwoch, 20 Uhr

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