Cypress Hill im Kölner Palladium Lässige Pose, böse Lieder

KÖLN · Die Latino-Rapper Cypress Hill nehmen ihre Arbeit sehr pünktlich um 21 Uhr auf - man ist schließlich in Deutschland. Ein mächtiger Bassrumms heizt das ausverkaufte Palladium an, als die Ordner zum ersten Mal helfend eingreifen müssen.

 Rufen und antworten: Cypress-Hill-Frontmann B-Real spielt gern mit dem Publikum. Im Kölner Palladium forderte er die Fans erfolgreich auf, bei seinen Animationen mitzumachen.

Rufen und antworten: Cypress-Hill-Frontmann B-Real spielt gern mit dem Publikum. Im Kölner Palladium forderte er die Fans erfolgreich auf, bei seinen Animationen mitzumachen.

Foto: Nabil Hanano

Aufregung und stickige, durch Joints geschwängerte Luft lassen den Kreislauf eines weiblichen Fans kurzzeitig zusammensacken. Andere Follower der kalifornischen Band sind hartgesottener und feiern ausgelassen die Oldschool-Rapper, die sich in der Vergangenheit rar gemacht haben.

Frontmann B-Real ist Mitte 40, sein Kumpel Sen Dog mit 49 Jahren in einem Alter, in dem viele von einer Sinnkrise sprechen. Davon ist nichts zu spüren. Stimmlich und physisch sind die beiden topfit. Ihre Melange aus Hip-Hop und Latin-Feeling treibt die Fans in den vorderen Reihen in einen tranceartigen Zustand. Dabei werden sie von B-Real und Sen Dog immer wieder angefeuert. Ruf-und-Antwort-Spielchen mit dem Publikum: "When I say Cypress, you say Hill!" Eine einfache, immer wieder gern genutzte Animationsformel, die bestens funktioniert. Im bassmächtigen "How I Could Just Kill A Man", zeigen sich Cypress Hill als zwar lässige, aber böse Jungs, die zwei Dinge gar nicht mögen: Homosexuelle und Polizisten, die ihnen ihre illegalen Waffen wegnehmen wollen.

Nachdem das klargestellt ist, zündet sich B-Real erst mal einen Joint an. "Any Weedsmokers in here?" Natürlich ist die Frage rhetorisch. Seit Beginn ihrer fast 30-jährigen Bandgeschichte haben sich Cypress Hill für die Legalisierung von Marihuana stark gemacht. Das anschließende Weed-Medley beginnt im Chill-Modus. Sie wollen "high" sein ("I Wonna Get High") und feiern den verrückten Dr. Green-thumb.

Cypress Hill haben inzwischen die angezogene Handbremse gelöst und den Boden für Latin-Flair geebnet. "Latin Thugs" und "Latin Lingo" und natürlich "Tequilla Sunrise" sind ziemlich süffig. Man ist kollektiv "Insane In The Brain", verrückt im Kopf, und für den nächsten Höhepunkt des Abends gerüstet. Eric Bobo und DJ Muggs liefern sich einen fantastischen Battle zwischen scratchenden Plattentellern und Conga- und Drumgeklöppel vom Feinsten. Was auf den ersten Blick kaum zusammenpasst, fließt wie selbstverständlich ineinander.

Rap-Shows können selten gezielt auf einen Höhepunkt zusteuern. Deshalb erwischt einen der Abgang nach einer Stunde wie eine kalte Dusche. Der Zugabenteil entschädigt allerdings. Mit "Rock Superstar" geht man noch mal richtig in die Vollen. Ein neues Album soll bereits fertig sein. Im nächsten Jahr kommen sie wieder. Von Krise keine Spur!

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