Bad Neuenahr Landfrauentag mit aktuellen Themen, Kabarett und Ordensschwester

BAD NEUENAHR · Manche hatten Tränen in den Augen. Vor Lachen und vor Rührung. Zeit zu Freude und Entspannung, Zeit zum Loben, aber auch Gründe zum Nachdenken und Innehalten hielt der nur alle vier Jahre gefeierte Große Landfrauentag des Landfrauenkreisverbands Ahrweiler bereit.

Die "Wa(h)rendorf-Frauen" servierten beim Landfrauentag des Kreises Ahrweiler Kabaretteinlagen.

Die "Wa(h)rendorf-Frauen" servierten beim Landfrauentag des Kreises Ahrweiler Kabaretteinlagen.

Foto: Gausmann

Fast 500 Frauen, nicht nur Landfrauen, waren nach Bad Neuenahr gekommen. Wohl keine andere Gruppierung im Kreis Ahrweiler schaffe es, den großen Kurhaussaal derart zu füllen, stellte der Erste Kreisbeigeordnete und Landtagsabgeordnete Horst Gies bei einem der vielen Grußworte fest.

Doch galt es nicht, sich selbst zu feiern oder in Erinnerungen zu verweilen. "Auf dem Lande haben sich tief greifende Wandlungsprozesse vollzogen, die Auswirkungen auf die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und sozialen Strukturen haben werden, und auch unseren Verband vor große Herausforderungen stellen. Die größte Herausforderung sehe ich in der demografischen Entwicklung, in der Überalterung der Gesellschaft und damit in der Zukunft der Dörfer und Vereine dort", erklärte die Kreisverbandsvorsitzende Ingrid Strohe. Sie setzte auf persönliche Kontakte und Werte, die in einer schnelllebigen Zeit verloren zu gehen drohten, und darauf, wieder "Lust aufs Dorf" zu machen.

Dass Themen wie Ernährung und Hauswirtschaft nicht antiquiert sondern aktuell sind, wurde bei vielen Rednern immer wieder mit Bezug zum Pferdefleischskandal deutlich. "Die Alternative ist selber kochen", sagte Strohe. Essenziell sei es deshalb, die Jugend mitzunehmen, in den Landfrauenkursen wie auch durch eine Wiedereinführung des Schulfachs Hauswirtschaft. "Nur billig geht irgendwann nicht mehr", merkte der Erste Kreisstadtbeigeordnete Detlev Koch mit Verweis auf die Wichtigkeit guter und gesunder Nahrung an.

"Was ich auf den Tisch bringe, weiß ich, wenn ich es selber auf den Tisch bringe", sagte Christa Klaß, Präsidentin des Landesverbands Rheinland-Nassau und Europa-Abgeordnete, die sich zudem für Rentengerechtigkeit aussprach, im dem ältere Mütter den jüngeren bei der Rentenversicherung gleichgestellt würden, "weil sie Großartiges geleistet haben, als es noch keine Familien begleitenden Maßnahmen gab und Kitas noch um 12 Uhr schlossen". Einig war sie sich mit Hans Boes, Vorsitzender des Bauern- und Winzerverbands, im Plädoyer für mehr (politische) Mitarbeit von (Land-)Frauen: "Rede selbst, wenn du dich nicht langweilen willst."

Engagement hat Gisela Ohlenhard aus Wershofen bereits bewiesen, die seit 1982 Mitglied der Landfrauen ist und langjährige stellvertretende Vorsitzende war. Sie erhielt dafür die erste Ehrungsurkunde, die der Verband überreichte, und erklärte: "Man sagt, ich hätte einen Sprachfehler, weil ich nicht Nein sagen kann." Aber der Beginn ihrer Arbeit bei den Landfrauen sei wie ein Befreiungsschlag aus ihrer damaligen Lebenssituation gewesen. Sie danke daher für all die positiven Erfahrungen, die sie im Verband machen durfte.

Dem befreienden Umgang mit eigenen und auch mit fremden Fehlern widmete sich die aus dem TV bekannte "skateboardende Nonne" Schwester Teresa Zukic. In ihrem Vortrag "Nobody ist perfekt" unterschied sie zwischen Fehlern, die jeder mache und aus denen jeder lernen könne, und Sünden, die der Betreffende planvoll, bewusst und "gegen die Liebe" begehe.

"Weil verletzte Menschen weitere Menschen verletzen", warb sie dafür, sich in Vergebung zu üben, und erhielt Applaus des kollektiv stehenden Publikums. Auf lustige Art ans Eingemachte ging es außerdem beim Kabarett der "Wa(h)rendorf-Frauen". Zum Programmauftakt hatte der Landfrauenchor gesungen, und zudem gab es Gelegenheit, sich im Foyer bei der Ausstellung der Kursleiterinnen auszutauschen und umzuschauen nach Schmuck, Malerei, Dekorationen und Entspannungstipps.

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