Ten Years After in Endenich Legenden, die immer noch viel zu sagen haben

Ten Years After und Miller Anderson wecken in der Harmonie Erinnerungen an goldene Zeiten.

 Feinster Blues-Rock: Ten Years After in Bonn.

Feinster Blues-Rock: Ten Years After in Bonn.

Foto: SCA

Ten Years After. Die Band, die vor 46 Jahren beim legendären "Woodstock"-Festival für Furore sorgte, ist immer noch auf Tour. Daran hat auch der tragische Tod ihres früheren Gitarristen Alvin Lee nichts geändert. In der Endenicher Harmonie feierte die britische Blues-Rock-Band jetzt einen rauschenden Auftritt, wirkte frisch und unverbraucht wie in alten Zeiten.

Von der ursprünglichen Besetzung sind zwar nur noch die beiden Gründungsmitglieder Chick Churchill am Keyboard und Ric Lee (Schlagzeug) verblieben, doch die beiden Neuen, Bass-Mann Colin Hodgkinson, der bei Peter Green, John Lord, der Spencer Davis Group und anderen zu Ehren kam, sowie Marcus Bonfanti, einer der Gewinner des "British Blues Award", waren ein guter Ersatz.

Das britische Quartett Ten Years After ruht sich dabei keinesfalls nur auf seinem altbewährten Repertoire aus, sondern hatte auch neue Songs einstudiert und präsentierte einige Songs aus der Federdes unvergessenen Gitarristen und Frontmannes Alvin Lee. Doch gerade hier wurde deutlich, welche starke Position ihre Ikone in der Band innehatte.

Titel wie "I'm Coming On", "I Say Yeah" oder "Standing At The Station" kamen zwar kräftig mit viel Drive daher, klangen aber irgendwie dynamischer und kraftvoller. So sehr sich der 27-jährige Youngster Bonfanti vokal und an der Gitarre auch anstrengte, Alvin Lee ist schlichtweg unerreichbar. Da konnten Chick Churchills routiniertes Keyboardspiel, Ric Lees kreative und versierte Schlagzeugarbeit sowie Colin Hodgkinsons groovender Bass noch so stark pushen, Alvin Lee ist und bleibt unersetzbar.

Highlights des Abends waren Ric Lees fulminantes Schlagzeugsolo bei "The Hobbit" und gegen Konzertende selbstverständlich die alten Klassiker "Love Like A Man", "Good Morning Little Schoolgirl" und "I'm Going Home" - unverzichtbare Songs, ohne die bei Ten- Years-After-Konzerten wirklich gar nichts geht.

Miller Anderson. Irgendwie hat es Miller Anderson schon gewurmt, dass sein Freund Colin Hodgkinson (Bassist bei Ten Years After) am Vortag offensichtlich vor größerem Publikum in der Harmonie gespielt hatte, doch der Gitarrist, Sänger und Songwriter aus Schottland ließ sich nach der spitzfindigen Bemerkung zu Konzertanfang nicht weiter beirren und lieferte ein bemerkenswertes Konzert ab.

Miller Anderson ist eben ein Profi, der sich bei namhaften Bands wie Keef Hartley (wo seine Karriere 1968 begann) Spencer Davis Group, Jon Lord, Yes und Musikern wie Donovan, Marc Bolan & Mickey Finn etc. viele Meriten erworben hat. Der 69-jährige Blues-Rock-Musiker setzte mit "City Blues" und "Fallin' Back Into The Blues" und "Sinnin' For You" gleich drei Marksteine, die diese (vermeintliche) Scharte schnell vergessen ließen. Anderson ist ein wahrer Vollblutmusiker der über eine charakteristische Stimme, unverwechselbares Gitarrenspiel verfügt und: er besitzt Charisma, mit dem er das Publikum in seinen Bann zieht.

All dies brachte der gestandene Frontmann, bestens sekundiert von seinen deutschen Begleitmusikern (Frank Tischer/Keyboard, Tommy Fischer/Drums, Janni Schmidt/Bass), mit einer guten Portion Humor und großem Charme ein und begeisterte seine Fans über alle Maßen. Mit einer anspruchsvollen, sehr lyrischen Version des Nina-Simone-Hits "Don't Let Me Be Misunderstood" und dem Jimi-Hendrix-Klassiker "All Along The Watchtower" setzte der Künstler dann einen markanten Schlusspunkt.

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