Kölner Essigfabrik Lena begeistert ihre sehr jungen Fans

Köln · Hätte man am Dienstagabend von schräg oben einen Blick in die Essigfabrik werfen können, dann wäre eins deutlich ins Auge gefallen: Von hinten nach vorne wird das Publikum immer jünger.

 Lena sang in Köln auch Nummern aus ihrer neuen CD.

Lena sang in Köln auch Nummern aus ihrer neuen CD.

Foto: Thomas Brill

Willig machen die Erwachsenen Platz, wenn es darum geht, eine zehnjährige Anna oder eine elfjährige Vivien vor zu lassen. Schließlich haben die meisten selbst Anhang dabei, beziehungsweise sind der Anhang des Anhangs.

Wenn Lena auftritt, dann ist das für die Ticket-Verkäufer ein Glücksfall - das Gros der Fans der Sängerin ist in dem Alter, in dem man noch nicht alleine Konzerte besuchen darf. Der Block direkt vor der Bühne wird so zur Kolonie der Kinder.

Auch in einer anderen Hinsicht ist Lena Johanna Therese Meyer-Landrut, wie die 21-Jährige amtlich heißt, eine gute Wahl. Selbst wenn sie Britney Spears "Hit me baby one more time" covert, dann bleibt sie dabei nett und sauber. Vom Typ frivole, leicht geschürzte Blondine ist sie soweit entfernt wie ein Cockerspaniel von einem Kampfhund. Lena ist die ersehnte große Schwester, ein frisches, fröhliches Immer-noch-Mädchen, das sich Sätze wie "Ich bin ja eine Musikbanausin" erlauben darf, ohne dass jemand Böses dabei denkt.

Auch dass sie beim Üben eine Mini-Mundharmonika "kaputt gespielt" hat, ehe sie das Instrument beherrschte, erweckt keinen Argwohn. Die Setliste umfasst 18 Stücke und vier Zugaben und ergibt, in gut 90 Minuten, eine marktgerechte Mischung aus neuen Songs vom aktuellen Album "Stardust" ("Pink Elephant", "Day to stay" oder "Bliss Bliss") und alten Hits, wobei natürlich "Satellite", das Eurovision-Song-Contest-Siegerstück von 2010 nicht fehlen darf.

Dass Lena sich profilieren möchte, merkt man an Coversongs wie "Tainted Love" (Soft Cell), "Rich Girl" (Hall & Oates) oder eben jenem "Hit me baby one more time" von Spears. Dafür, dass das nicht komplett in die Hose geht, sorgen die Backgroundstimmen ihrer ungemein professionellen Band, die kraftvoll zubuttern. Das "kleine" Publikum in der ausverkauften Fabrik lässt das kalt. Die, die da auf der Bühne steht, ist Lena, ihre Lena. Sie feiern ihr Idol, nach dem sie schon lange vor dem Konzert in lautstarken Sprechchören verlangt haben: "Leee-naa, Lee-naaa, Leee-naaaa!".

Mit "ASAP" geht kurz vor Schluss noch mal richtig die Party ab. Aber spätestens bei Zugabe Nummer drei, "Lille Katt" (Kleine Katze), einem schwedischen Kinderlied, das Astrid Lindgren und Georg Riedel 1971 für "Michel aus Lönneberga" ersannen und das sich, als "hidden track" (verborgenes Stück) auf "Stardust" befindet, wird klar: Morgen ist Schule und langsam wird's Zeit fürs Bett.

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