Kunstmuseum Bonn Leni Hoffmann setzt Akzente

BONN · Bei Axel Schultes, dem Architekten des Kunstmuseums Bonn, kommt man nicht erst durch die charakteristische, sich verjüngende, dann aufspreizende Treppe auf die Idee, er sei in erster Linie Bildhauer, in zweiter erst Baumeister.

 Neuer Weg zu Macke & Co.: Knetwand von Leni Hoffmann im schmalen Abkürzungs-Treppenhaus im Kunstmuseum.

Neuer Weg zu Macke & Co.: Knetwand von Leni Hoffmann im schmalen Abkürzungs-Treppenhaus im Kunstmuseum.

Foto: Kliemann

Wie Schultes mit Massen und Räumen umgeht, hat durchaus etwas Skulpturales an sich. Wie er mit Hilfe schmaler Treppenhäuser und Versorgungsschächte in den Bau einschneidet, mit Sichtachsen spielt und Ausstellungsräume über die Ecken erschließt, verrät einen originellen Zugriff auf die Architektur. Diese Virtuosität wird nun durch die Arbeit einer Künstlerin aufgegriffen, die Bildhauerin ist, sich auch als Lichtmalerin versteht und in Räumen denkt: Leni Hoffmann, in Düsseldorf lebend, mit Professur an der Kunstakademie in Karlsruhe.

Die 52-Jährige macht seit über 25 Jahren mit zeitlich begrenzten Interventionen auf sich aufmerksam, die durch ihre Radikalität und Konsequenz bestechen. Diesmal greift sie gleich mit sechs Arbeiten aufs Kunstmuseum zu. Genauer: Sie reaktiviert vom Besucher gemeinhin nicht wahrgenommene Zwischen-, Rest- und Funktionsräume. Das birgt allerlei Entdeckungen, zum Beispiel, wenn nun von der flimmernden Pixelmalerei Corinne Wasmuhts über den Blau-Gelb-Rot-Akkord von Leni Hoffmanns Wandarbeit "Tronten" und eine Abkürzungstreppe ins Erdgeschoss ein direkter Weg zu August Macke führt. Das gefällt Leni Hoffmann.

Seit drei Jahren sei er mit ihr im Gespräch, sagt Intendant Stefan Berg, der ihre "Akupunktursetzung" schätzt. Jetzt hat er sie zu seiner bereits vierten Rochade der Museumssammlung seit 2008 eingeladen. Noch wird in den Räumen gewerkelt, manche Details aber sind schon sichtbar. Der Besucher darf sich auf neue Künstlerräume von E.W. Nay und Rosemarie Trockel, Christoph Loos und Thomas Schütte freuen, es gibt eine sensationelle Baselitz-Entdeckung sowie Neues von Albert Oehlen. Am kommenden Sonntag, 11 Uhr, wird die Sammlungspräsentation "Große Geister" eröffnet.

Leni Hoffmanns aufregende Eingriffe und Setzungen fungieren fast wie Conférenciers zwischen Architektur und Kunst sowie einzelnen künstlerischen Positionen. So vermittelt die abgerundete und gelb gefasste Kante "Blinky" in einem Durchgangsraum zwischen Imi Knoebel, Rosemarie Trockel und Günter Fruhtrunk. "Tronten", bestehend aus farbiger, mit dem Daumen aufgetragener Knetmasse, verwandelt ein enges Treppenhaus in ein Ereignis aus Farbe, Materie und Geruch.

Heißes Zinn, auf dem Plastilin verspritzt, lässt erahnen, wie vergänglich diese kompakte Fläche sein kann. Woanders sieht es aus, als hätte sich flüssiger Mörtel explosionsartig auf der Wand verteilt - hinter der spontan anmutenden Geste steckt das Kalkül der Perfektionistin Hoffmann, die auch ganz poetisch sein kann: Unter den Titeln "Pasadena" und "Pomona" verbergen sich zarte Schattenspiele. Und "Ubik" nennen sich kleine, grüne Knetpartikel, die von einer Treppe Besitz genommen haben.

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