Konzert in der Philharmonie Leporellos leiser Spott

Köln · Ein reiner Mozart-Abend, und mittendrin das Klarinettenkonzert. Das war schon mal ein Paradies für sich. Dazu Interpreten der allerersten Kategorie: Bariton Christian Gerhaher, Klarinettist Lorenzo Coppola sowie das Freiburger Barockorchester mit Konzertmeister Gottfried von der Goltz.

 Christian Gerhaher bei der Probe in der Philharmonie. FOTO: BRILL

Christian Gerhaher bei der Probe in der Philharmonie. FOTO: BRILL

Foto: Thomas Brill

Das Klarinettenkonzert scheint mit jeder Körperfaser von Lorenzo Coppola vernetzt. Immer wieder richtete er sich beim Spielen hoch auf oder ging tief in die Kniebeuge, wandte sich im Takt seinen Orchesterkollegen zu. Coppola benutzte die historische Bassettklarinette mit ihrem ausgeprägten Tiefenregister, welches die an sich helle Musik mitunter leicht dämonisch eindunkelte. Der Klang seines klappenlosen Instruments ist gegenüber der traditionellen Klarinette dynamisch etwas begrenzt und weicher, was dem Adagio-Mittelsatz zugute kam. Bei Läufen und Arpeggien stieß die Interpretation schon mal an leichte Grenzen. Die Freiburger begleiteten in sensibler Abstimmung mit dem Solisten.

Christian Gerhaher, der mit Recht nur in höchsten Tönen gepriesene Liedsänger, steht immer wieder auch auf der Opernbühne, wählt seine Partien (von Monteverdis Orfeo bis Bergs Wozzeck) aber stimmlich und intellektuell passgerecht aus. Von Mozart hat er szenisch bislang Giovanni und Papageno geboten. Auch den Figuren eines Guglielmo („Cosi fan tutte“) oder Leporello („Don Giovanni“) eignete bei Gerhaher nichts Harmloses, womöglich Verniedlichendes. Hinter den Worten von „Non siate ritrosi“ oder der Register-Arie brodelten vielmehr verbissener Spott oder boshafte Schadenfreude.

Als Giovanni gab sich der Sänger diabolisch, den beiden „Figaro“-Protagonisten (Diener, Graf) kochte förmlich der Hölle Rache im Herzen. Derart flammend hat man diese Arien bislang kaum je gehört¸ man glaubte die ganze Welt auf der Anklagebank. Willkommene Hörpausen zwischen so viel Glutvollem bot das spritzige Orchester mit der Linzer Sinfonie in Häppchenform. Eine weitere Guglielmo-Arie gab es als Zugabe.

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