Roman "Atlas eines ängstlichen Mannes" Lesung mit Christoph Ransmayr im LVR-Landesmuseum
Von Bolivien über den Mekong und Andalusien weiter bis nach Neuseeland führt die Reise für den Ich-Erzähler aus Christoph Ransmayrs neustem Roman "Atlas eines ängstlichen Mannes".
Aus den 70 Episoden, die rund um die Welt führen, suchte der Autor vier aus, um sie für den buchladen 46 im LVR-Landesmuseum Bonn vorzustellen.
Zunächst wolle er aber das Wort ängstlich näher erklärt wissen. In einer früheren Form des Romans habe sich eine Erklärung gefunden, aber "ich streiche leidenschaftlich gern".
Die Ängstlichkeit meine für Ransmayr das Hinauswachsen über einen bedrohlichen Moment, um über hilfreiche Erfahrungen und mögliche Ausgänge der Situation nachzudenken.
"Es geht um das zusammenschießen von Vergangenheit und Zukunft", erklärt der Österreicher. Denn ängstlich im Sinne von feige sei seine Hauptfigur keineswegs.
Das stellt er schon durch die erste Episode unter Beweis, in der der Protagonist, sich einer Ärztin aus der Toskana und einem Biologen aus Bayern anschließt, um mit den beiden von Bolivien nach Peru zu reisen.
Bolivien steht seit kurzem unter der Herrschaft eines furchterregenden Diktators und man hört von Massenverhaftungen und -erschießungen. Auf einer letzten Exkursion an den Stausee von San Sebastian bei Potosi geraten die Drei unter Beschuss durch ein Kampfflugzeug.
Von der Situation überwältigt bleibt der Protagonist zunächst regungslos stehen. Dann verwandelt sich das Gras auf dem Boden für ihn, wie man es aus Kindertagen kennt, in einen undurchdringlichen Dschungel.
Er versteckt sich im Gras, bis ihn etwas trifft. Tiziana, die Ärztin aus Pistoia, für ihn nun so groß wie ein Riese, macht ihn darauf aufmerksam, dass das Flugzeug vorbeigezogen ist.
In allen Episoden vereinen sich detailreiche Beschreibungen unaufgeregter und trotzdem bedeutsamer Momente mit den Gedanken und Imaginationen eines gefühlvollen Ich-Erzählers.