Kleines Theater „Let’s Play Weill“ mit Stefanie Wüst

Bonn · „Ich bin Kurt Weill verfallen“, gestand sie kürzlich bei den ihm gewidmeten Festspielen in seiner Heimatstadt Dessau. Seit mehr als drei Jahrzehnten befasst die Sopranistin Stefanie Wüst, in Bonn vor allem durch ihre diversen Opern-Engagements bekannt, sich mit dem Leben und Werk des Komponisten (1900-1950) und führte sogar erstmals in Europa dessen frühen Zyklus „Ofrahs Lieder“ auf.

In ihrem Programm „Let’s Play Weill“, das sie jetzt im Kleinen Theater präsentierte, schlägt sie einen Bogen von dem scheinbar schlichten „Reiterlied“, in dem die Erfahrungen des 16-Jährigen mit dem Ersten Weltkrieg anklingen, bis zu seinen erfolgreichen Broadway-Musicals.

Im charmanten Plauderton mit wechselnden Outfits (vorzugsweise feuerrot) und kleinen Requisiten führt Wüst durch die Stationen eines bewegten Künstlerlebens und verbindet geschickt selten zu hörende Raritäten mit den großen Hits des vielseitigen Komponisten. Ein feinsinniger Reisebegleiter ist dabei der in den USA geborene Pianist Christopher Arpin, der von 1982 bis 2018 als Solorepetitor an der Bonner Oper wirkte. Mitunter greift er als perfekter Spielpartner mit einem verschmitzten Lächeln in die Tasten, trägt aber die Stimme der Sängerin über alle Klippen von spätromantischer Melodienseligkeit über dramatische Spitzentöne bis zu jazzigen Rhythmen.

Das melancholische Lied „Die stille Stadt“ auf ein Gedicht von Richard Dehmel (gemeint ist übrigens Wuppertal) gehört zu den Kostbarkeiten des ersten Programmteils mit frühen Liedern. Es folgt die Zusammenarbeit mit Bertolt Brecht, die den Komponisten berühmt machte. Natürlich müssen da die „Spelunken-Jenny“ und der ewige Pfeifenraucher „Surabaya Johnny“ auftauchen. Als erfahrene Bühnendarstellerin verleiht sie der keineswegs immer einfachen Geschichte des Komponisten mit Flucht und USA-Exil trotz allem eine spielerische Leichtigkeit mit einem guten Schuss sympathischer Koketterie.

Nächster Termin: 17. Oktober,  19.30 Uhr. 

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
„Arabella“ und „Leonore 40/45“
Oper Bonn startet mit zwei Premieren in die neue Spielzeit „Arabella“ und „Leonore 40/45“