Lieber Heilfasten statt Hungern

Bonn stellt die Weichen für die Kulturzukunft: Klaus Weise unterzeichnet seinen Fünf-Jahres-Vertrag als Generalintendant, Ludwig Krapf wird im März zum Uslar-Nachfolger gewählt

Bonn. Im Sport würde man sagen: ein gutes Halbzeitergebnis. Bonn hat einen neuen Generalintendanten und einen neuen Kulturdezernenten. Klaus Weise, der Generalintendant, unterzeichnete am Dienstag seinen Vertrag, der ihn für fünf Jahre - vom 1. August 2003 bis zum 31. Juli 2008 - an die Bonner Bühnen bindet.

Ludwig Krapf, der Dezernent für Kultur, Schule und Sport, ist noch nicht ganz so weit. Er stellte sich erst einmal in Bonn der Öffentlichkeit vor; gewählt wird er am 21. März. Die Wahl freilich dürfte nur noch eine Formsache sein, nachdem sich alle Parteien zustimmend zu Krapf geäußert haben. Noch offen sind in Bonn nach wie vor zwei weitere Spitzenstellen in der Kultur: Gesucht werden ein Generalmusikdirektor und ein Intendant fürs Beethovenfest.

Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann jedenfalls freute sich über das Halbzeitergebnis und über zwei Persönlichkeiten, die, wie Weise es ausdrückte, "aus pekuniärem Verlust ästhetischen Gewinn schlagen". Denn auch das war allen Beteiligten klar: Die Bonner Kultur muss in Zukunft weitgehend ohne Bundesmittel, also mit weniger Geld auskommen.

Ludwig Krapf, der zukünftige Kulturdezernent, brachte das auf die hübsche Formel "Heilfasten statt Hungern". Und Bärbel Dieckmann bezeichnete die Vereinbarung mit Weise zwar als "teuren Vertrag, der uns sehr viel Geld kostet", erhofft sich dafür aber weiteren kulturellen Gewinn für die Stadt. Was durchaus in Weises Absichten liegen dürfte, der auch für die Zukunft "einen prominenten kulturellen Auftritt für Bonn" versprach.

Krapf, derzeit noch Kulturreferent der Stadt Freiburg und mit reichlich Erfahrung in der kommunalen Kulturarbeit ausgestattet, bekannte, er habe sich der neuen Aufgabe in Bonn "zunächst sehr zögerlich" genähert. Überzeugt hat ihn unter anderem "der sehr weitsichtige und mutige Beschluss" der Stadt, nach dem Rückzug des Bundes aus dem städtischen Etat rund 20 Millionen Euro für die Kultur umzuschichten. Und seine weiteren Aufgabenfelder in Bonn - Schule und Sport - will er "genauso ernst nehmen wie die Kultur: Ich wende mich dem mit Engagement und Eifer zu."

Krapf, Jahrgang 1946, ist gebürtiger Tübinger. Das Studium der Germanistik, Rhetorik, Gräzistik und Latinistik beendete er mit der Promotion - mit einer Arbeit "über die Rezeption der taciteischen Germania im deutschen Humanismus". 1979 wurde er Leiter des Kulturamts der Stadt Fellbach, die ein Jahr später mit der 1. Triennale für Kleinplastik erstmals überregionale Kultur-Aufmerksamkeit für sich verbuchen konnte.

1985 wechselte Krapf als Leiter des Kulturamtes nach Freiburg, seit 1998 ist er dort Kulturreferent, zuständig für die städtische Kulturförderung und Vertreter des Oberbürgermeisters in kulturellen Fragen. Auf seine Anregung gehen zahlreiche nationale und internationale Kulturprojekte in Freiburg zurück, unter anderem die Freiburger Literaturgespräche und das Festival "Le Gipfel du Jazz".

Krapfs Meinung wird in Bonn - so ist das mit der Oberbürgermeisterin abgesprochen - auch jetzt schon vor dem Amtsantritt am 1. Juni gefragt sein, wenn es um die Besetzung der noch offenen Stellen Generalmusikdirektor und Festivalintendant gibt. Das sieht auch Markus Schuck, der kulturpolitische Sprecher der CDU, ähnlich: "Krapf muss eingebunden werden in die Diskussionen um Musikchef und Beethovenfest."

Die Beratertätigkeit des ehemaligen Kulturdezernenten Jochem von Uslar dürfte sich dem Ende nähern; bislang war er es, der nach potenziellen Kandidaten für die Spitzenpositionen Ausschau hielt.

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