Lieder aus dem Wartesaal der Liebe

Mit ihrem Bühnenprogramm "ABBA jetzt 2" sorgen Hanno Fried, Tilo Nest und ihr Klavier spielender Begleiter Alexander Paeffgen im Bonner Pantheon für ein kurzweiliges Vergnügen

  "Don't Let Me Be Misunderstood":  Nicht alles, was Hanno Fried und Tilo Nest im Pantheon sangen, war von ABBA.

"Don't Let Me Be Misunderstood": Nicht alles, was Hanno Fried und Tilo Nest im Pantheon sangen, war von ABBA.

Foto: Pantheon

Bonn. Das Phänomen ist vor allem aus dem Kino bekannt: Ein Film läuft erfolgreich, und die Kritiken stimmen auch, also muss eine Fortsetzung her. Am besten nach dem genau gleichen Strickmuster wie das Original. Was aber beim Film meist in einer unansehnlichen Katastrophe endet, hat beim Bühnenprogramm "ABBA jetzt" bekanntlich gut geklappt.

Bevor sie den Jahreswechsel im Pantheon mit einer Mischung aus beiden Programmen begleiteten, konnte das Trio aus Schauspieler Hanno Fried (bekannt aus der Sat.1-Comedy "Sechserpack"), dem Theaterdarsteller Tilo Nest und Pianist Alexander Paeffgen am Abend vorher noch einmal die Qualitäten von "ABBA jetzt 2" beweisen.

Aufhänger beider Programme sind die Hits der schwedischen Popgruppe ABBA, die von den Dreien einfallsreich umgesetzt, umgeformt und dabei nur selten auch umgedichtet werden. Nachdem im ersten Programm die Klassiker wie "Dancing Queen" in einer Sambaversion oder "Mamma Mia" als Eros Ramazotti-Parodie verwertet wurden, sollte es in "ABBA jetzt 2" den weniger bekannten ABBA-Songs an den Kragen gehen.

Das Lied "Honey, Honey" wird so zur indischen Meditationsmusik, "Does Your Mother Know" zum Titellied eines James-Bond-artigen Agentenfilms. Allerdings spielen die drei Protagonisten auch drei Charaktere, die in den zwei ein halb Stunden Bühnenzeit nicht nur von einer ereignisreichen Reise nach Schweden erzählen, sondern auch gehörig aneinander geraten und wieder zueinander finden.

So ist Nest der unter Autoritätsmangel leidende Senior der Gruppe, dessen Alter manche Angriffsfläche für die Häme der jüngeren Kollegen bietet. Nachdem er den beiden einen unbekannten Schlager namens "Wer im Wartesaal der Liebe sitzt", den ABBA einst fürs deutsche Publikum eingespielt hätten, präsentiert, wendet man sich entgeistert von den schwedischen Idolen ab, um nach der Pause nun auch Klassiker anderer Größen zu verarbeiten.

Da wird "YMCA" zum Gospel, "Killing Me Softly" zum Chanson oder der Klassiker "Don't Let Me Be Misunderstood" zum Unplugged-Rocksong. Der Humor ist zwar weitgehend ohne rechten Biss, funktioniert aber, da man sich bis zuletzt auf kaum einen Typ von Pointen versteift und diese daher weiterhin überraschend und ehrlich daherkommen.

Und selbst die dauernden Seitenhiebe auf Nests Alter wirken bis zuletzt, wenn er aus einem wilden Discotanz flüssig in die stabile Seitenlage übergeht, komisch und ungezwungen. Dazu kommen drei wirklich gute Gesangsstimmen und hervorragendes Klavierspiel, die einen unterhaltsamen Abend galant abrunden.

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