Im Kleinen Theater Lili-Marleen-Revue feiert in Bad Godesberg Premiere

Bonn · Die biografische Revue „Lili Marleen – Ein Lied geht um die Welt“ im Kleinen Theater Bad Godesberg. Die junge Musicaldarstellerin Nicole Eckenigk verkörpert Lale Andersen

 „Ein Schiff wird kommen“: Nicole Eckenigk verkörpert Lale Andersen in „Lili Marleen – Ein Lied geht um die Welt“.

„Ein Schiff wird kommen“: Nicole Eckenigk verkörpert Lale Andersen in „Lili Marleen – Ein Lied geht um die Welt“.

Foto: Friedhelm Schulz

Sie war die kühle Blonde aus dem Norden: Liese-Lotte Helene Berta Bunnenberg, 1905 geboren in Bremerhaven, berühmt geworden unter dem Künstlernamen Lale Andersen. Zum Weltstar avanciert mit dem Soldatenlied „Lili Marleen“, der ersten millionenfach verkauften deutschen Schallplatte. Der Sängerin, die als Mädchen unter der Laterne vor der Kaserne unsterblich wurde, widmet das Kleine Theater Bad Godesberg nun eine kleine biografische Revue. „Die Lale Andersen Story“, verfasst von Stefan Krause und inszeniert von Bettina Montazem, lässt viele Wegbegleiter der Künstlerin wieder auferstehen. Im Vorspann tritt per Video Prinzipal Walter Ullrich selbst auf und erinnert daran, dass manche – wie beispielsweise Brigitte Mira – einst auch in seinem Theater zu erleben waren.

Die junge Musicaldarstellerin Nicole Eckenigk verkörpert tapfer die ehrgeizige Seemannstochter, die mit 17 den zehn Jahre älteren Maler Paul Ernst Wilke heiratet, drei Kinder zur Welt bringt, für die Mutterrolle einfach nicht geeignet ist und aus der kleinbürgerlichen Enge nach Berlin flieht. Das begabte Mädchen will auf die Bühne, bekommt erste kleine Engagements und arbeitet sich in der Szene hoch. Eckenigk hat zwar nicht die nach Teer und Tang klingende Stimme der Andersen, berührt aber mit dem Sehnsuchtsschlager „Ein Schiff wird kommen“ von 1960 und macht auch gute Figur als Jenny aus Brecht/Weills „Mahagonny“ oder mit dem amerikanischen Song „Cheek to Cheek“ von Irving Berlin.

Ein Lied geht um die Welt

Mit flotten Szenen- und Gewandwechseln (reizende Kostüme: Lea Johanna Montazem) rückt die Aufführung vor allem die 1930er Jahre und den Zweiten Weltkrieg in den Fokus: Stationen an Kabaretts und renommierten Schauspielhäusern in Berlin, München, Heidelberg und insbesondere Zürich, wo Andersen den jungen jüdischen Komponisten Rolf Liebermann kennen und lieben lernt. 1941 wird „Lili Marleen“ in ihrer Interpretation eher zufällig vom deutschen Soldatensender Belgrad erstmals ausgestrahlt und ein Welthit. Nazi-Schikanen, Nutzung der prominenten Künstlerin für Propagandazwecke – alles wird brav aufgereiht und zuweilen keck gemixt mit Gedichten von Tucholsky und anderen Zeitgenossen.

Der Pianist Berthold Matschat (in einigen Vorstellungen Markus Schinkel) begleitet das Ganze sorgfältig. Viele schöne kleine Charakterstudien liefern Isabell Hemming (alles Weibliche von der robusten Trude Hesterberg bis zur zierlichen Valeska Gert), Carlos Garcia Piedra (unter anderem als Max Reinhardt, Dramaturg Hirschfeld und Ministerialdirektor Hinkel) und das unbeholfene Nachwuchstalent Tillmann Depping (u.a. als Liebermann). Die vollkommen harmlose Produktion, die hier am Donnerstag ihre Uraufführung feierte, war in anderer Regie mit einem echten Profi-Cast geplant. Nun ist es ein charmantes Gastspiel des freien Kölner Ensembles Phönix mit Zweitbsetzungen unter der Leitung von Frau Montazem, die zeitweise als Nachfolgerin von Ullrich im Gespräch war. Das ist glücklicherweise längst zu den kulturpolitischen Akten gelegt in der Hoffnung auf wirkliche Herzblut-Phönixe.

Nach knapp zwei Stunden inklusive Pause freundlicher Premierenbeifall aus dem recht gut gefüllten Zuschauerraum.

Vorstellungen noch bis zum 18. November fast täglich. Tickets unter Tel. 0228-362839, weitere Infos unter www.kleinestheater-badgodesberg.de

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