Israel: Lesung und Gespräch im Haus der Geschichte Limonade am Strand

BONN · "Wenn man in Israel lebt, verabschiedet man sich relativ schnell vom romantischen Regenbogenpazifismus", sagt Ruth Kinet in der Bibliothek des Hauses der Geschichte.

"Es ist doch klar, dass man dort am Strand nicht eine einzige Limonade in Ruhe trinken könnte, wenn dieser Staat nicht rund um die Uhr mit höchstem Personaleinsatz zu Lande, zu Wasser und in der Luft verteidigt würde." Was ebenso abgeklärt wie plausibel formuliert ist.

Die freie Journalistin Kinet hat von 2008 bis 2012 in Tel Aviv gelebt, während ihr Ehemann Sebastian Engelbrecht dort als Hörfunk-Korrespondent für die ARD tätig war. Gemeinsam stellten sie im Haus der Geschichte auf Einladung des Bonner Literaturhauses ihre aus jener Zeit hervorgegangenen Publikationen vor.

"Unsere Bücher sind der Versuch, den deutschen Blick auf Israel zu weiten und weg zu kommen von dem verengten Nachrichtenblick", erklärt Engelbrecht. Das freie, unbeschwerte Gespräch zwischen Deutschen und Juden war und ist in Israel immer möglich, sagt Engelbrecht. "Das habe ich in Deutschland nie gefunden", berichtet der Radiojournalist. "Hemmungen und Komplexbeladenheit werden einem in Israel schnell ausgetrieben: Die israelische Gesellschaft empfängt einen mit offenen Armen."

Kinet faszinierte in den fünf Jahren ihres Aufenthalts insbesondere "die Direktheit und Ehrlichkeit in jedem Gespräch, die Authentizität jeder Begegnung. Das Leben in Israel ist sehr intensiv und fordernd. Es ist eine besondere kognitive Herausforderung." Und ihr Gatte nimmt noch einmal Bezug auf das Limonaden-Szenario: "Alle Israelis sind Soldaten, die Verteidigungsbereitschaft ist Alltag. Selbst die ganz Linken identifizieren sich mit dieser Armee."

Ruth Kinet: Israel. Ein Länderporträt. Ch.Links Verlag, 200 S., Broschur; 18 Euro.

Sebastian Engelbrecht: Beste Freunde. Als Deutscher in Israel. Evangelische Verlagsanstalt, 152 S., Broschur; 14,80 Euro.

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