Lisa Batiashvili begeistert beim Gürzenich-Konzert
Komponist Magnus Lindberg und Dirigent Markus Stenz sorgen für entsprechende deutsche Erstaufführung
Köln. Für den finnischen Komponisten Magnus Lindberg muss es eine Begegnug von nachhaltiger Wirkung gewesen sein, als er 1995 die damals 16-jährige Geigerin Lisa Batiashvili beim Sibeliuswettberwerb in Helsinki erlebte, die sich dort als jüngste Teilnehmerin den zweiten Platz erspielte.
Gut zehn Jahre später schrieb Lindberg für sie sein erstes Violinkonzert, das die gebürtige Georgierin 2006 in New York uraufführte, mittlerweile für Sony zusammen mit dem Violinkonzert von Sibelius eingespielt hat und jetzt auch beim Gürzenich-Konzert in der Kölner Philharmonie unter der Leitung von Markus Stenz zur deutschen Erstaufführung brachte. Das Stück ist keineswegs typisch für Lindberg, der sonst eine härtere Gangart bevorzugt.
Hier gibt er sich rücksichtsvoll, handelt, wie es sich ein Virtuose von einem Komponisten wünschen mag: Lindeberg hält das - bescheiden in Mozart-Stärke antretende - Orchester merklich zurück, so dass selbst massive Klangballungen der geteilten Streicher die Vorherrschaft des Soloparts nicht wirklich gefährden. Die von der Moderne eigentlich längst überwunden geglaubte klassische Aufteilung von Solopart und Orchesterbegleitung feiert in Lindbergs Konzert fröhliche Urständ und funktioniert erstaunlich gut - inklusive hochvirtuoser Kadenzen.
Lisa Batiashvili darf ihren wunderbar präsenten Geigenton gleichsam auf dem Silbertablett präsentieren. Die Geigerin kostet dies mit einer bravourösen Leistung aus, technische Probleme bereitet ihr der anspruchsvolle Part in keinem Takt, alles wirkt in diesem dreiteiligen Konzert wie aus einem Guss. Für den Applaus bedankte sie sich mit einem Satz aus Eugène Ysaÿes zweiter Soloviolinsonate, der den Ausnahmerang der Beethoven-Ring-Trägerin noch einmal eindrucksvoll belegte.
In der fünften Sinfonie Anton Bruckners zeigte das Gürzenich-Orchester im Anschluss eine respektable Leistung mit gelegentlich etwas zu scharf dreinfahrenden Blecheinsätzen. Markus Stenz wählte für seine Interpretation durchweg zügige Tempi, die in diesem monumentalen Werk kein übertriebenes Pathos zuließen - obwohl ein bisschen mehr Innigkeit dem Werk guttun würde.