Italienreise von Heinrich und Thomas Mann Literarischer Vortrag in der Buchhandlung Böttger in Bonn

Bonn · Dirk Heißerer hat in Alfred Böttgers Buchhandlung einen Vortrag über die Brüder Heinrich und Thomas Mann und ihre Italien-Reisen gehalten.

"Rom gefällt mir über alle Maßen", notierte der 21 Jahre junge Thomas Mann, für seine Verhältnisse ungewöhnlich direkt und vordergründig. Dieses Zitat wählte Dirk Heißerer als Titel für seinen Vortrag in Alfred Böttgers Buchhandlung, worin er sich mit den Brüdern Heinrich und Thomas Mann und ihren Italien-Reisen befasste.

Die Manns waren im Sommer 1895 geradezu berauscht von dem "lauten, raschen und sinnreichen Leben", mit dem die Straßen Roms erfüllt waren – und sind.

"Eine ausgesprochene Mischsituation" aus "Rom und Orient" versprach sich Thomas Mann hingegen von seinem Abstecher nach Neapel. Um nach seiner Rückkehr zu Protokoll zu geben, dass Neapel im Vergleich zur majestätischen Grandezza der Ewigen Stadt eine "graziöse, liebevolle Pöbelhaftigkeit" ausstrahle.

Ein Schlüsselerlebnis dort habe Thomas Mann nachhaltig geprägt: "Der Tod wurde das Markenzeichen des jungen Literaten", so Heißerer, der den anwesenden Journalisten bei Böttger übrigens als unmündig erachtet, da er gutsherrenartige Anweisungen wie "Das sollte die Presse jetzt aufschreiben" oder "Wehe, die Presse kriegt nicht alles mit" in den Raum ruft.

Heißerer, seit 1999 Vorsitzender des Münchner Thomas-Mann-Forums, wurde 2009 mit der Thomas-Mann-Medaille ausgezeichnet. Dass er viele Jahre lang als Studienreiseleiter in Italien gearbeitet hat, passt zu der umfangreichen Diaschau, die seinen Vortrag begleitet.

Auch die detailversessene, buchhalterische Akribie, mit der vorübergehende Unterkünfte der Mann-Brüder inklusive genauer Adresse und Angabe der jeweiligen Stockwerke heruntergebetet werden, gehört bei Heißerer dazu.

Für Heinrich und Thomas Mann stellte Rom eine "Herberge unserer Unregelmäßigkeiten" dar, und der spätere "Buddenbrooks"-Autor sollte der Stadt der sieben Hügel sein Leben lang die Treue halten. Die Brüder mussten in die fremde Ferne, um zu sich selbst zu finden, zog Heißerer sein Fazit.

Da fällt uns Nathaniel Hawthorne ein, der bereits anno 1860 erkannte: "Einer der Hauptgründe, warum Rom der bevorzugte Aufenthaltsort so vieler Künstler ist, liegt zweifelsohne darin, dass sie hier die Kraft finden und zahlreich genug sind, um eine seelenverwandte Atmosphäre zu erzeugen. In jedem anderen Klima bleiben sie vereinzelte Fremde, in diesem Land der Kunst aber sind sie freie Bürger."

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