Lizenz zum Swingen: 1000 Bonner sind "In the Mood"

Das Glenn Miller Orchestra auf dem Bonner Museumsplatz

Bonn. Es ist sicherlich eine noble Aufgabe, als eine von nur drei "lizensierten" Bands das Erbe Glenn Millers zu verwalten. Das macht das Glenn Miller Orchestra unter der Leitung des Niederländers Wil Salden zu einer Art europäischen Missionsstation in Sachen klassischer Unterhaltungsmusik. Europa gilt es dabei sicherlich längst nicht mehr zu bekehren - das hat Glenn Miller bereits selber getan. Aber schon nach dem plötzlichen Verschwinden der Jazzmusikers 1944 (vermutet wird ein Flugzeugabsturz in den Ärmelkanal) stellte sich die Frage der "authentischen" Pflege seiner Musik.

Seit 1990 hat Wil Salden die Europa-Lizenz der New Yorker Glenn Miller Productions, mit dem Sound des Meisters zu touren. Da könnte man befürchten, dass dem Orchester irgendwann buchstäblich die Luft ausgeht.Das Original-Repertoire ist schließlich nicht endlos, und die ewigen Wiederholungen der Erfolgsnummern könnten sich negativ auf die Interpretation auswirken. Wären da nicht die kleinen, mit viel Liebe aufbereiteten Entdeckungen unter den Miller-Standards. Der peppige "Jeep Jockey Jump", "The Rumba Jumps" oder auch die "Beer Barrell Polka", die hierzulande erst durch Ernst Mosch als "Rosamunde" groß raus kam, gehörten beim Auftritt auf dem Museumsplatz zu den seltener zu hörenden Schätzen des Glenn Miller Orchestras.

Mit der einzigartigen Miller-Phrasierung ließ Salden den typischen Sound wunderbar rund und schwebend vor 1000 Bonner Zuhörern wiederaufleben. Die Einsätze kamen gestochen scharf, voller Energie und ungebrochener Spielfreude. Natürlich durften Miller-Hits wie die "Moonlight Serenade", "Pennsylvania 6-5000", "Perfidia" oder "In the mood" nicht fehlen.

Eine Bereicherung des Konzerts unter dem Titel "Swing forever", das gleichzeitig auch den Abschluss der Sommertournee durch Italien, Österreich und Deutschland bildete, war die sanfte Jazzstimme von Mi‰tt Molnar, die auch mit Salden, Hansjörg Fink, Pascal Haverkate und Wiebe Schuurmans im Quintett "Moonlight Serenaders" auf der Bühne stand.

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