Auftritt in Köln US-Superstar Lizzo begeistert Fans mit Glamour und Wärme

Köln · Die US-Rapperin Lizzo hat am Montag in der Kölner Lanxess Arena ihre Fans mit ihrer ureigenen Mischung aus Nahbarkeit und Selbstliebe und nicht zuletzt mit ihrer Musik von den Sitzen gerissen. Mit im Gepäck: eine wichtige Botschaft.

Rapperin Melissa Viviane Jefferson aka „Lizzo“ in der Kölner Lanxess Arena.

Rapperin Melissa Viviane Jefferson aka „Lizzo“ in der Kölner Lanxess Arena.

Foto: Thomas Brill

Es ist Bitte, Botschaft und Auftrag: „Close your eyes and say: ,I love you. You´re beautiful. And you can do anything. You’re special”, sagt Melissa Viviane Jefferson. Schließ’ deine Augen und sag’: Ich liebe dich. Du bist schön. Und du kannst alles tun. Du bist besonders. Um das hernach mit „Special“, dem Titelstück ihres vierten Albums, noch mal zu unterstreichen: „In case nobody told you today: You’re special.“ Das gelingt Lizzo so furios, mit so viel souligem Flow, so viel Wahrhaftigkeit und vokaler Wärme, dass die Kölner Arena unter Applaus-Eruptionen förmlich erbebt.

Um den Mund der 34-Jährigen zuckt es, ihre Augen füllen sich mit Tränen, kurz ringt sie um Beherrschung, dann lässt sie die salzigen Perlen kullern. Weil sie, geballt und tausendfach, das zurückbekommen hat, was sie aussendet: Liebe.

Eines von drei Konzerten in Deutschland

Das Kölner Konzert ist eins von nur dreien, das die US-amerikanische Sängerin, Rapperin und Songschreiberin in Deutschland gibt. Es ist, durch und durch, „Special“. Angefangen mit einer Protagonistin, die stolz auf Instagram verkündet: „Ich habe zugenommen. Ich sehe fantastisch aus“ über eine Bühnenbesetzung, die mit drei Backgroundsängerinnen, DJ Sophia, vier Musikerinnen und zehn sixpackfreien Tänzerinnen komplett aus Frauen besteht bis hin zu Stücken und Statements, die Stellung gegen BMI-Diktatur, Rassismus, Homophobie und Mysogynie beziehen. Wer dick, schwarz, queer und weiblich ist, weiß nur zu gut, wogegen es da anzurappen, zu singen und zu tanzen gilt.

Wenn Lizzo Punkt 21 Uhr mit wallenden dunklen Locken aus dem Bühnenboden auftaucht, in einem  bugattiblauen Glitzerflammen-Outfit, das dank eines hautfarbenen Bodysuits Nacktheit vorgaukelt, wo tatsächlich keine ist, wirkt das unglaublich majestätisch, unglaublich sexy und unglaublich glamourös. Im Verlauf der nächsten fast zwei Stunden wird die Frau aus Detroit das Bild der glitzernden Göttin dann lustvoll demontieren. Sie ist keine, die vom Chartspitzen-Olymp herniedergestiegen ist, sondern eine, die auf Augenhöhe mit ihren „Lizzbians“, ihren Fans, agiert. Während der Stücke, die sich zu weiten Teilen von „Special“ generieren, aber auch, wie „Phone“ und „Scuse Me“, von der EP „Coconut Oil“ stammen oder wie „Water Me“ oder der Riesenhit „Juice“ auf dem dritten Album „Cuz I Love You“ veröffentlicht wurden, sucht sie immer wieder Kontakt. Verteilt rote Rosen an die „Grrrls“ und „Boys“, nimmt eine Regenbogenflagge entgegen, legt sie sich als Stola um die Schultern. Oder verteilt in der Pause Komplimente für Outfits, Frisuren, Tanzkünste. Jeder und jede ist schön. Und das kann nicht oft genug gesagt werden. Obwohl ein Teil dessen im schrillen „Lizzieren“, dem Kreischen ihres Namens mit der tonalen Intensität einer Kreissäge, leider untergeht.

Schussfahrt unter der Discokugel

Im Innenraum unter der riesigen Discokugel geht es auf Schussfahrt mit dem „Bitch Say Less Express“: Bei „Everybody`s Gay“ wird die Arena zum ultimativen Dancefloor. Wie Sterne erglimmen die Taschenlampen zu „If You Love Me”: „I love all of you, Cologne!”. Eine Apotheose der Liebe.

Nein. Sie ist keine Göttin. Göttinnen wollen nicht wissen, was ,bitch’ auf deutsch heißt: „Schlampey?“. Göttinnen spielen nicht Querflöte (selbst wenn sie das studiert haben, wie Lizzo) und wackeln dabei exzessiv mit dem Popo. Sie blenden bei „Rumors“ (Gerüchte) nicht lustige Fake-News wie „Did you see Adele and Lizzo at the Strip Club?“, „She partied with Beyoncé!” oder „She married herself because no man is good enough“ ein. Sie kennen keinen Dank und fassen ihn nicht abschließend in Worte: „Thank you for teaching me to love myself”. Und Göttinnen weinen auch nicht.

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