David Garrett in der Kölner Philharmonie Locker vom Hocker

Köln · David Garrett rastete jetzt auf seiner "Klassik Tour" kurz am Rhein. Die trotz Spitzenpreisen von 150 Euro ausverkaufte Kölner Philharmonie feierte ihren Superstar, "obwohl" er zwei der anspruchsvollen romantischen Violinkonzerte präsentierte.

Die "Festival Strings Lucerne" begannen unter Dirigent Adrian Prabava mit einer saftig-rabiaten Ouvertüre vom Russen Michail Glinka. Nach orkanartigem Applaus erzählte Garrett seinen Fans kurz, dass die Konzerte von Max Bruch und Brahms so super seien, wie etwa "Ketchup oder Majo". Für Bruch rückte er auf einen Barhocker, besonders das berühmte Adagio ließ sich da bestens träumen. Und zum Finale sprang er auf, stampfte aufs Holz: Garrett rockte den Bruch.

Nach dem Orchesterzwischenspiel mit der Ouvertüre zum "Friseur von Sevilla" (Garrett) servierte der Geiger "La Campanella" von Paganini. Garrett spult dank ausgezeichneter Technik die Fingertricks gekonnt ab. Nur setzt er auf totale Coolness. Doch Brahms' Violinkonzert lässt sich nicht lasziv als lässiger Hockerhänger interpretieren. Das weiß Garrett wahrscheinlich. Er opfert die innere Spannung seinem Image, dass ihm die Töne mühelos aus der Geige springen.

Wenn dann das eigentlich zu klein besetzte Orchester den Solisten nur hätschelt, rasselt selbst die Perle der Romantik gnadenlos ins Belanglose. Die jungen Damen kreischten trotzdem - Garrett schenkte ihnen Bach.

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