Lust am Gesang

Uli Keyl singt in Bonner Trinitatis-Kirche Operettenmelodien

Bonn. "S'ist Frühlingszeit", "Im Prater blühn wieder die Bäume", "Vor meinem Vaterhaus steht eine Linde" - in einem Album sentimentaler Lieder aus der Operettenära blätterte der Tenor Uli Keyl bei seinem "Nostalgischen Konzert" in St. Trinitatis.

"Sehnsüchte haben wir doch alle ", sinnierte der Sänger, der in seinem früheren Leben einmal Lehrer war, diesen "Frust" aber gegen "die Lust am Gesang" eintauschte. Sehnsucht nach lauen Frühlingsabenden, nach Heimat, nach besseren Zeiten, nach fernen Ländern, und vor allem - nach Liebe.

"Hast du mich lieb?", fragte Uli Keyl mit einem Liedchen von Karl Bohm, und vom Engel, der einer schönen Frau wegen aus dem Paradies herabsteigt, erzählte eine Serenade von Alfredo Tosti.

Keyl brachte mit, was diese Musik verlangt - eine helle Stimme, die sich einen jugendlichen Glanz bewahrt hat, ein lockerer Parlando-Stil sowie die Portion Schmelz, die den schmachtenden Melodien - von "Salome" über "Auf der Heide blühn die letzten Rosen" bis zu "Leben, dir trinke ich zu" - das nötige Sentiment mitgab.

Spitzentöne erreichte Keyl stets mit routinierter Verzögerung und ließ sie mit beachtlicher Strahlkraft leuchten, schwebendes piano hingegen verrutschte manchmal ins Tonlose. An die Grenzen, was Phrasierung und Artikulation anlangt, stieß der Sänger allerdings in Richard Strauss' "Ständchen".

Mit gediegenem Grand-Seigneur-Charme, der sich allerdings im Kirchenraum zwischen Orgel und Altar nicht recht entfalten konnte, führte Uli Keyl durch das Programm, das auch nette Albernheiten enthielt wie den Gassenhauer über "Gedudel und Gequiek" in der Liebe, oder den Wunsch, ein Floh zu sein.

Am Flügel wurde Keyl, der sich als "Event-Tenor" vermarktet, von James Maddox begleitet, der nicht viel mehr als akkordische Begleitung abliefern musste, dies aber mit feinem Anschlag und Gespür für so manche poetische Nuance tat.

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