Lust an der Provokation

Die Gruppe "Kunst-Werk" lädt in Beuel zum "Seh-Gang" ein

Beuel. In einem entlegenen Winkel, am Ende des Industriegebietes Beuel-Ost, findet man sie schließlich: eine lockere Ateliergemeinschaft, die sich im November 1999 unter dem Namen "Kunst-Werk KHB e.V." zusammengetan hat. Was diese Künstlervereinigung von anderen Lokalgruppen unterscheidet, sind internationales Flair und heterogene, bisweilen wechselnde Besetzung. Vor allen Dingen aber trifft man innerhalb des 8 000 Quadratmeter umfassenden Ateliergeländes der einstigen Fenster- und Türenfabrik Ka Ha Be auf eine weitgehend junge Künstlergarde.

Den Kontakt dazu stellt ein Gastauftritt her, eigentlich eine Jubiläumsschau, mit Titel "Seh-Gang". Angeboten wird, so Gründungsmitglied Horst Becker, ein "Erkundungsgang". Erfüllt werden dabei nur selten konventionsbewusste Vorstellungen, etwa die von gegenständlich orientierter Malerei (Huriye Hallac, Alin Klass). Vermittelt werden vor allem Atelieratmosphäre und Provokationslust.

Ulrich Paul lässt aus verkrusteten Farbbelägen Anzeichen von Stilleben hervorbrechen. "Wie wahr sind Bilder, die wir wahrnehmen?" - diese Frage stellt Dirk Steinbrenner den Touristen, die seinen Kunststoffdom besichtigen. Im "cavum imaginum" läuft in der Kuppelhöhlung ein Film, der Luftaufnahmen verwüsteter Bomberziele zeigt.

Auf Beckers "Inseln" gerät der Seh-Gang zum Horrortrip; betreten kann man die menschenferne Praxis eines Gynäkologen, wo aus dem Monitor ein muttermundähnliches Gebilde Rilke-Texte stammelt. Bizarre Meereswesen von Eva Ademi bilden die Antithese zur "Klarheit" in den Skulpturen von Zita Dorner. Die Frage nach mentalen Horizonten stellt Anja Callam mittels einer mit Binsenweisheiten gespickten Wortgirlande.

Künstlerforum, Hochstadenring 22, bis 14. März. Di. bis Fr. 15 bis 18 Uhr, Sa. 14 bis 17 Uhr, So. 11 bis 17 Uhr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort