Madonnas neues Album "Rebel Heart" Manchmal muss sie weinen

Zu einer Interviewrunde in der New Yorker Dependance von Sotheby's brachte Madonna kürzlich ein paar alte Freunde mit. Sie ließ Werke aus ihrer privaten Sammlung aufhängen, darunter Arbeiten von Andy Warhol, Jean-Michel Basquiat und Keith Haring.

 Sex-Appeal sells: Madonna im Konzert in Rom 2012.

Sex-Appeal sells: Madonna im Konzert in Rom 2012.

Foto: dpa

Die exklusive Ausstellung transportierte eine Botschaft: Seht, ich spiele seit Jahrzehnten in einer ganz eigenen Liga. Mag Lady Gaga heute mit Jeff Koons und Marina Abramovic abhängen oder Miley Cyrus auf der Art Basel Skulpturen ausstellen - Madonna, 56, ist der einzige noch aktive Popstar, der mit Andy Warhol um die Häuser gezogen ist.

Morgen erscheint Madonnas Album "Rebel Heart". Es ist besser als "Confessions On A Dance Floor" (2005), "Hard Candy" (2008) und "MDNA" (2012). Die Sängerin, die sich früher mit fast jedem Album neu erfand, unternimmt hier gleichsam einen Gang durch die eigene Geschichte. Es gibt Anklänge an Songs wie "Express Yourself", "Lucky Star", "Vogue" und "Live To Tell". Sogar ein bisschen "La Isla Bonita" ist herauszuhören.

Gleichzeitig ist sie auf der Höhe der Zeit. Kanye West und Nicki Minaj haben sich kreativ eingebracht, und Madonna hat bei Diplo und Avicii angerufen, um sie als Produzenten zu gewinnen. Natürlich haben sie zugesagt, Madonna kriegt jeden.

Der stärkste, zumindest aussagekräftigste Titel auf dem neuen Album heißt "Bitch I'm Madonna". Der Song beginnt eigentlich ganz harmlos und niedlich, kommt dann aber, angefeuert von knackigen Basslinien, Elektro-Gefiepe und einer Rap-Sequenz von Nicki Minaj, richtig auf Touren. Der Refrain ist klassisch madonnaesk: "We go hard or we go home, / we gon' do this all night long / We get freaky if you want, / bitch I'm Madonna."

Der Song malt ein geradezu vor Energie vibrierendes Bild: Madonna, die Frau, die niemals schläft, die alles ausprobiert, ohne Furcht vor Tabus. Mag sein, dass sie immer noch so tickt. Jedenfalls hat sie auch mit 56 keine Lust, sich Konventionen zu unterwerfen: "Ich folge keinen Regeln. Ich habe es nie getan - und ich fange auch nicht damit an."

Wie viele starke Frauen hat auch Madonna ihre verletzlichen Seiten, daran ändert auch ein Stück wie "Unapologetic Bitch" nichts. Ihre sensiblen Zonen stellt sie zum Beispiel in den Songs "Joan of Arc" und "Devil Pray" aus. "Joan of Arc" kann man als Reflexion über das komplizierte Verhältnis zwischen Madonna und den Medien lesen. Die zartbittere Zeile "I don't want to talk about it right now / Just hold me while I cry my eyes out" spiegelt das Bedürfnis des Superstars, auch als Privatperson ernstgenommen - und geschont - zu werden.

Madonna, die härteste Arbeiterin des Pop, lässt dem neuen Album natürlich eine Tournee folgen. In Köln tritt die Sängerin am 4. November in der Lanxess-Arena auf. In Berlin gibt sie am 10. November ein Konzert in der O2 World. Und so, darf man vermuten, wird es noch eine ganze Weile weitergehen. Die Queen of Pop gedenkt nicht abzudanken.

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