Jens Groß wechselt ans Schauspiel Bonn Mann für neue Akzente

Bonn · "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt", hat die Bonner Schauspieldirektorin Nicola Bramkamp im September 2013 festgestellt. Theater aus dem Elfenbeinturm wolle sie nicht anbieten, stattdessen sinnlich erfahrbare, anregende Arbeiten.

Er freut sich auf Bonn: Dramaturg Jens Groß.

Er freut sich auf Bonn: Dramaturg Jens Groß.

Foto: Thomas Brill

Das Publikum müsse sich auf ambitionierte Spielpläne einstellen. Sie glaube an die Bereitschaft der Schauspielbesucher, sich auch auf Experimente einzulassen, sagte sie unserer Zeitung: "Ich würde das Bonner Theaterpublikum nicht unterschätzen."

Mittlerweile ist Ernüchterung eingekehrt. Das Bonner Schauspiel ist in der Krise und verliert Zuschauer. Dazu mag beigetragen haben, dass Bramkamps kreative Truppe häufig zu projektverliebt unterwegs gewesen ist, statt die Auseinandersetzung mit echten Theaterstoffen ins Zentrum der Arbeit zu stellen.

Der Bonner Generalintendant Bernhard Helmich erwartet, dass sich der Trend bei den Besucherzahlen umkehrt. Überspitzt ausgedrückt: Das Bonner Theater muss sich neu erfinden. In diesem Zusammenhang erscheint es konsequent, dass mit dem Kölner Dramaturgen und stellvertretenden Schauspiel-Intendanten Jens Groß ein gestandener Theatermann nach Bonn kommt, um neue Akzente zu setzen. Ab kommender Spielzeit wird Groß als leitender Dramaturg und Stellvertreter der Schauspieldirektorin die Geschicke der Bühne leiten. Nicola Bramkamp erwartet ihr zweites Kind und wird in Elternzeit gehen.

"Ich freue mich sehr", kommentierte Jens Groß am Samstag die Personalie. Die Gespräche mit Bramkamp und Helmich seien "sehr konstruktiv" gewesen und hätten ihm Perspektiven eröffnet. Das junge Ensemble in Bonn besitze viel Potenzial. Der 1959 in München geborene Groß hat in Wien, Braunschweig, Hannover, München, Frankfurt, Dresden, Berlin und zuletzt in Köln berufliche Erfahrungen gesammelt. Er arbeitet bereits maßgeblich am Bonner Spielplan 2015/16 mit, der im Mai veröffentlicht wird.

Offiziell versteht niemand am Bonner Theater die Berufung von Groß als Misstrauensvotum gegen Nicola Bramkamp. Ihre bisherige Bilanz lässt sich jedoch in einem Satz zusammenfassen: Sie hat viel gewagt und wenig gewonnen.

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