Haus der Springmaus Maren Kroymann - Zeitreise in die Sechziger

BONN · "Mein Anker in der Pubertät war Dusty Springfield", erzählt Maren Kroymann im ausverkauften Haus der Springmaus. Dusty sei die ältere Schwester gewesen, die es niemals gab. "Sie hat mich an die Hand genommen und mir gezeigt: Egal, was da kommt, man kann es durchstehen."

Das Liederbuch der Dusty Springfield steht folglich auch im Mittelpunkt der Zeitreise, auf die Maren Kroymann ihr Publikum mitnimmt: "I Only Want To Be With You" ist natürlich ebenso dabei wie "In The Middle Of Nowhere" und "Wishin' And Hopin'". Der kostbare Abend trägt den Titel "In My Sixties" und belegt eindrucksvoll, dass die elegante Künstlerin auf der Bühne nicht bloß renommierte Schauspielerin und versierte Kabarettistin, sondern auch eine enorm talentierte Sängerin ist.

Begleitet von Matthias Binner (Klavier und Keyboard), HD Lorenz (Bass), Rudi Neuwirth (Schlagzeug) und Ralf Lehmann (Gitarre), schlägt die 63-jährige Lady, die locker 15 Jahre jünger aussieht, ein großes Sixties-Album auf, zu dem sie jederzeit bella figura macht, ob nun im kleinen Blauen, im kleinen Roten oder im dunklen Showtime-Hosenanzug à la Ute Lemper.

Das erwähnte sinnbildliche Album füllt sie nicht nur mit Songs von den Small Faces ("Lazy On A Sunny Afternoon") oder mit Liedgut aus der deutschen Schlagerkiste (Christian Anders' "Geh nicht vorbei"). Sondern auch mit witzigen und weniger witzigen Anekdoten. Sie findet stets die richtige Mischung.

Sie glorifiziert die sechziger Jahre nicht als cooles Jahrzehnt, wie es in der grassierenden Retro-Trunkenheit ja schnell passiert. "Wir haben uns bemüht, musikalische Edelsteine freizulegen und zu polieren", sagt Maren Kroymann dazu. "Aber wir mussten uns auch durch hartes ideologisches Geröll wühlen."

Sie erinnert an die rigide Sexualmoral; daran, dass Vergewaltigung vielfach als Kavaliersdelikt angesehen wurde. Und sowieso: Die Frau wollte es doch auch. Dazu passt die bestürzende Botschaft des Schlagers von Ingrid Peters ("Feigling"), der allerdings von 1979 ist, "was die Sache aber nicht besser macht", wie Maren Kroymann zutreffend anmerkt.

Unbestrittener Höhepunkt wieder einmal: "I Close My Eyes And Count To Ten" ihrer geliebten Dusty. Ein Gänsehautsong, fabelhaft interpretiert. Drei Zugaben. Begeisterungsstürme. Im März nächsten Jahres ist sie wieder da.