Umjubeltes Heimspiel Markus Stenz mit dem Radio Filharmonisch Orkest in Köln

Es kann nicht wirklich gesagt werden, dass Markus Stenz sich bei seinem Gastspiel in der Kölner Philharmonie mit dem Radio Filharmonisch Orkest aus dem niederländischen Hilversum von einer neuen Seite gezeigt hätte: Gustav Mahler war schließlich immer schon seine große musikalische Liebe.

 Mit Wärme und Hingabe: Vilde Frang in Köln.

Mit Wärme und Hingabe: Vilde Frang in Köln.

Foto: Brill

Als Hauptwerk des Abends spielte man am Donnerstag die fünfte Sinfonie, die Stenz als Chef des Gürzenich-Orchesters im Zuge der vielgelobten und auch auf CD verewigten Gesamtaufführung auch hier dirigiert hatte. Doch zuvor war noch das Violinkonzert von Erich Wolfgang Korngold zu hören, das Jascha Heifetz 1947 mit Riesenerfolg in Amerika uraufführte. Lange hat es gedauert, bis das Konzert auch in Europa Fuß fassen konnte.

Die süffigen Melodien, die zum Teil schon aus Korngolds Filmmusiken bekannt waren, blieben dem Musikbetrieb in der Alten Welt verdächtig. Mittlerweile hat sich Korngolds "Hollywood-Konzert" einen festen Platz im Konzertleben behaupten können. Für sein Konzert wünschte sich der Komponist einen Interpreten, der eine Mischung aus "Paganini und Caruso" sein sollte. Insofern war die junge norwegische Geigerin Vilde Frang die Ideal-Besetzung. Sie spielt mit wunderbar gesanglichem, reinem, leuchtendem Ton und bewältigte die extremen technischen Anforderungen im Finale problemlos. Am meisten aber beeindruckte ihre berückende Wiedergabe des langsamen Satzes, den sie mit musikalischer Wärme und Hingabe zelebrierte. Als Zugabe hörte man ein mit Humor vorgetragenes Solostück des Norwegers Bjarne Brustad, das den Titel "Veslefrikk" trägt.

Die fünfte Sinfonie von Gustav Mahler, die 1904 durch das Kölner Gürzenich-Orchester unter Leitung des Komponisten uraufgeführt wurde, erfuhr durch das Radio Filharmonisch Orkest und Stenz, der seit 2012 Chef in Hilversum ist, bei ganz wenigen rhythmischen Unschärfen eine insgesamt mitreißende Deutung. Der eröffnende Trauermarsch, den Stenz kein bisschen verschleppte, ging nicht nur wegen des ausdrucksvoll und erstaunlich weich geblasenen Trompetensolos unter die Haut. Stenz achtet auch auf eine sehr lebendige, rhythmisch flexible Phrasierung im Orchester, die den typischen Mahler'schen Tonfall wunderbar hörbar machte.

Auch der stürmisch bewegte zweite Satz und das monumentale Scherzo mit dem brillant gespielten Hornsolo wurden auf diese Weise mit enormer Spannung aufgeladen. Das berühmte Adagietto spielten die Niederländer überaus zügig; Gefühl und Seele hatte dieser herrlich sehnsuchtsvolle Streichersatz gleichwohl in Überfülle. Nach den wilden und ausgelassenen instrumentalen Turbulenzen des Finales war die Begeisterung in der Philharmonie riesig.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Die Stunde der Sieger
Abschluss Deutscher Musikwettbewerb in Bonn Die Stunde der Sieger
Zum Thema
Aus dem Ressort