Beethovenhalle Mediziner und Kabarettist Eckart von Hirschhausen und seine "Liebesbeweise"

BONN · Medizin-Kabarett also. Der Deutsche liebt Schubladen, Schubladendenken übrigens auch. Alles immer schön kategorisieren. Im spezialisierten Genre Medizin-Kabarett (veritabler Arzt mit Bühnenprogramm) tummeln sich hierzulande nicht allzu viele Vertreter.

 Eckart von Hirschhausen, Medizin-Kabarettist.

Eckart von Hirschhausen, Medizin-Kabarettist.

Foto: Promo

Da gibt es zum Beispiel den knuffigen Ludger Stratmann oder den hünenhaften Lüder Wohlenberg. Die Bonner Beethovenhalle restlos zu füllen vermag allerdings derzeit nur einer: Doktor Eckart von Hirschhausen.

"Zack, volle Hütte, fantastisch", entfährt es dem medialen Hansdampf in allen Gassen, der auf Einladung des Hauses der Springmaus in die Beethovenhalle gekommen ist. Hirschhausen trägt einen schwarzen Anzug und ein weißes Hemd, anstelle des Einstecktuches klemmt eine rote Clownsnase am Revers, Werbung für seine Stiftung "Humor hilft heilen", die seit 2008 für mehr gesundes Lachen im Krankenhaus sorgt.

Zum Auftakt seines Programms "Liebesbeweise" stolziert der Doktor durchs Publikum. Routiniertes Geplänkel. Er zeigt auf die Ränge und erntet einen sicheren Lacher: "Das da oben ist ja so ein bisschen Muppet Show."

Medizin-Kabarett mit Hirschhausen ist immer mit einer Portion Lebenshilfe verbunden. Der Doktor ist nämlich nicht nur studierter Mediziner. Sondern auch Bestseller-Autor. Und Fernsehmoderator, gleich von mehreren Formaten. Und, nun ja, Komiker. Kabarettist soll er auch noch sein, aber vor allem ist Doktor Eckart von Hirschhausen ein Guru.

Na gut, natürlich nicht so bhagwanmäßig. Wenn Hirschhausen missioniert, läuft das als Wellness-Massage mit massenkompatiblem Humor ab, der Ton wird dann gern pastoral. Gleich zu Beginn heißt es: "Glaube, Liebe, Hoffnung - das sind Wirkstoffe. Es ist zu wenig, die in eine Tablette zu stecken und das Umfeld nicht zu beachten."

Hirschhausen tanzt auf allen Hochzeiten, und so sieht auch sein Programm aus. Jetzt singt er nämlich auch noch, der Doktor. Liedgut von John Lennon bis Roland Kaiser, begleitet von einem Jazz-Trio. Stepptanz-Einlage? Aber hallo! Die Welt ist nicht genug.

Mittendrin ist Zeit für eine Bestandsaufnahme. "Ich glaube, Kabarett und Comedy stehen an einem Wendepunkt", sagt Hirschhausen feierlich. "Es sollte nicht mehr um richtig oder falsch gehen. Die Menschen heute wollen wissen, was gut ist und wofür es sich zu leben lohnt."

Alsdann wird ein ganzer Vorrat an bestechenden Lebensweisheiten ausgestoßen, mit dem sich die nächsten zwei, drei Winterdepressionen locker-flockig überstehen lassen. "Ein Tipp für alle Lebenslagen: einfach weiteratmen" ist so ein Hochkaräter. Oder: "Gegensätze ziehen sich an, dann ziehen sie sich aus, dann stoßen sie sich ab." Frech, frech, Herr Doktor! Geradezu nassforsch: "Wenn Sie heute Abend nichts Besseres mehr zu tun haben, zeugen Sie ein Kind."

Ganz am Ende ist er dann tatsächlich bei "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" angekommen. Wer wollte dem widersprechen? Die Welt ist nicht genug, und manchmal ist sie so schön einfach.

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