Mehr verkauft als nur ein Bild

Vorsitzender des Freundesvereins des Bonner Kunstmuseums geht,Ronte bleibt

Bonn. Läge nicht ein dunkler Schatten über seinem letzten Jahr als Vorsitzender des Vereins der Freunde des Bonner Kunstmuseums, die Bilanz von Jochen Schultz könnte sich sehen lassen. So organisierte der Verein nicht nur etliche kulturelle Aktivitäten für die fast 900 Mitglieder, sondern unterstützte das Museum durch die Spende von Kunstwerken und spendierte dem Haus außerdem den sehr attraktiven "populären Kurzführer". Schiffbruch erlitt der Verein mit der Einrichtung eines Arbeitskreises über "Aktive ehrenamtliche Hilfe, um das Museum attraktiver zu machen": "Die meisten Vorschläge dieses Arbeitskreises ließen die Museumsleitung aber unbeeindruckt", klagt Schultz in seinem Bericht bei der Mitgliederversammlung.

Dass es dann weit schlimmer kam, hat Schultz nicht zu verantworten. Der Verkauf eines Bildes aus dem Kunstmuseum, um die Schulden der "Zeitwenden"-Organisatoren von der "Stiftung für Kunst und Kultur e.V." aufzufangen, hat einen Schaden angerichtet, der weit über den rein finanziellen Verlust hinausgeht. "Natürlich bin ich enttäuscht", sagte Schultz auf der Mitgliederversammlung, "nicht allein durch die Entscheidung der Stadt, sondern noch mehr durch die unsäglichen Argumente, mit denen die Entscheidung begründet wurde, und die den herrschenden Geist widerspiegeln." Es sei erstaunlich, so Schultz bitter, "dass nicht einmal die CDU-Fraktion zwischen Eigentum und Besitz unterscheiden kann". Damit spielte er auf die Argumentation der Politik an, der Verkauf sei gar nicht so schlimm, das Bild bleibe doch als Leihgabe im Museum.

Schultz legte bei der Versammlung, wie bereits unmittelbar nach den ersten Verkaufsabsichten angedroht und im Januar 2001 in einem Offenen Brief an Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann definitiv angekündigt, sein Amt nieder. Vorstandskollege Ulrich Schlottmann schloss sich ihm an. Insgesamt hat der Verein der Freunde im vergangenen Jahr rund 100 Mitglieder (von 870) verloren, 15 Fördernde Mitglieder (die mindestens 1000 Mark im Jahr spenden) kehrten dem Verein meist aus Protest gegen den Bilderverkauf den Rücken. Auch die Mäzenin Dorothea von Stetten zählt zu den Förderern, die das Museum verloren hat. Der Rücktritt von Schultz steht einerseits vor dem Hintergrund eines zerrütteten Verhältnisses zwischen dem Förderverein und Museumsdirektor Dieter Ronte, dem Mitschuld an der verheerenden Museumspolitik gegeben wird, die zum "Zeitwenden"-Fiasko führte; andererseits vertritt Schultz die vielen Kritiker einer zu engen Bindung des Museums an den umstrittenen Stiftungsverein, dessen Geschäftsführer Walter Smerling das Kunstmuseum wiederholt um seinen guten Ruf gebracht haben soll.

Nach Schultz'' Rücktritt bietet sich ein bizarres Bild im Kunstmuseums-Verein. Da nicht - wie verabredet - der gesamte Vorstand seinen Hut nahm, lenken nun die verbliebenen Mandatsträger die Geschicke: "Zeitwenden"-Verantwortlicher Ronte sowie die intern als "Smerling-Fraktion" geltenden Fee Hoffmann und Ulrich Kaminski.

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