Berufung eines Generalmusikdirektors Mehrheit begrüßt Neustart

Anfang Juni diskutiert der Kulturausschuss die Vorgänge um die vorerst gescheiterte Suche nach einem Generalmusikdirektor: Ein Meinungsbild der Bonner Politik

 Perfekte Harmonie: Stefan Blunier und Hannah Morrison im März mit dem Beethoven Orchester.

Perfekte Harmonie: Stefan Blunier und Hannah Morrison im März mit dem Beethoven Orchester.

Foto: Hagen

Die Vorgänge um die gescheiterte Berufung eines neuen Generalmusikdirektors für Bonn geben den Ratsfraktionen Anlass, Kritik an Kulturverwaltung und Findungskommission zu üben. Die Neuausschreibung des Verfahrens findet aber auch Unterstützung. Für Dienstag, 2. Juni, hat der Bürger Bund Bonn (BBB) eine Sondersitzung des Kulturausschuss beantragt. Der General-Anzeiger befragte die Fraktionen und ihre kulturpolitischen Sprecher nach ihrer Haltung im Verfahren um die GMD-Suche. Die Fraktion der Grünen hat bis Donnerstagabend nicht geantwortet.

Markus Schuck (CDU): "Das abgesetzte Findungsverfahren ist ein schlechtes Signal in die Musik- und Dirigentenwelt und schadet allen beteiligten Personen, letztendlich auch der Bundesstadt Bonn. Mit einer behutsamen Moderation hätte die Eskalation der Ereignisse sicherlich vermieden werden können. Damit ist zunächst die Chance verpasst, unter zwei guten Kandidaten - Jun Märkl und Marc Piollet - im Einvernehmen mit dem Orchester den ,richtigen' Generalmusikdirektor für Bonn auszuwählen. Nun gilt es nach vorne zu schauen, zügig ein neues Verfahren und eine neue Jury zu finden. Das Rennen ist damit wieder offen für alle Kandidaten, auch für die aus der ersten Runde. Eines ist dabei klar: Das Beethoven Orchester Bonn muss hierbei stärker eingebunden werden."

Bärbel Richter (SPD): "Es muss jetzt Ruhe in die aufgeheizte Diskussion kommen. Schade, dass in einer Form öffentlich über Kandidaten diskutiert wurde, dass das Verfahren gestoppt werden musste. Das Stoppen an sich war gerechtfertigt. Nun ist Zeit, sich gemeinsam auf das weitere Verfahren zu verständigen. Das Orchester muss gehört werden. Eine Besetzung gegen die Position der Musikerinnen und Musiker kommt keinesfalls in Frage. Das Verfahren muss neu aufgesetzt und das Orchester in geeigneter Form an der Arbeit der Findungskommission direkt beteiligt werden. Dann kann die Suche beizeiten aufs Neue beginnen."

Jürgen Repschläger (Die Linke): "Das ungleiche Doppelverfahren - nicht bindende Abstimmung im Orchester und Votum der Findungskommission - konnte nicht gutgehen, zumal sich offensichtlich niemand darüber Gedanken gemacht hat, wie zu verfahren ist, wenn die Voten so unterschiedlich ausfallen. Außerdem wurde die vorhandene Proteststimmung im Orchester nicht gesehen oder ignoriert. Ein Neustart mit Sitz und Stimme des Orchesters in der Findungskommission wäre der richtige Schritt."

Wilfried Löbach (FDP): "Die FDP hält die Neuausschreibung der GMD-Position für einen gangbaren Weg, die aktuelle Situation aufzulösen. In den Ausschreibungsbedingungen sollte klarer als bei der vorherigen hineingeschrieben werden, was von dem zukünftigen GMD erwartet wird. Zudem sollte die Jury auf eine Teilnahme an den Probedirigaten in der Beethovenhalle mit dem Beethoven Orchester Bonn verpflichtet werden, damit die Jury-Mitglieder die Interaktion von Dirigent und Orchester unmittelbar einschätzen können. Dem Beethoven Orchester Bonn sollte darüber hinaus kommuniziert werden, welche Qualifikation außer der musikalischen vom GMD erwartet wird. Im Übrigen sieht die FDP Herrn Jun Märkl weiterhin als einen geeigneten Kandidaten an."

Johannes Schott (Bürger Bund Bonn): "Ich finde es fatal, dass sich die Findungskommission und der Kulturdezernent - ohne zunächst die Sondersitzung des Kulturausschusses abzuwarten - für einen Neustart des Findungsprozesses aussprechen. Es wäre sinnvoll, zunächst im zuständigen Kulturausschuss über das gesamte bisherige Findungsverfahren sowie den noch zur Verfügung stehenden und vom Orchester eindeutig favorisierten Kandidaten zu sprechen, bevor man ein neues Verfahren eröffnet. Nach dieser Provinzposse sollte nicht noch mehr Porzellan zerschlagen werden."

Bürger für Beethoven

Deutliche Kritik üben die Bürger für Beethoven am Verfahren der Suche nach einem neuen Generalmusikdirektor für das Beethoven Orchester. Nach einer Vorstandssitzung sagte der Vorsitzende Stephan Eisel: "Was hier passiert, schadet dem Ruf der Beethovenstadt Bonn und muss schleunigst einer Lösung zugeführt werden." Mit Jun Märkl stehe nach wie vor ein herausragender Kandidat zur Verfügung. Mit ihm solle Bonn zumindest in ein Gespräch eintreten. Eisel sagte, es wäre gut, "wenn sich der Oberbürgermeister selbst darum kümmern würde". Im Vorstand herrsche breites Unverständnis über den Umgang des Kulturdezernenten mit dem Beethoven-Orchester, hieß es weiter.

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