Mendelssohn in sattem Klang in der Stiftskirche

BONN · Chöre und Solisten begeistern in der Bonner Stiftskirche einem reinen Mendelssohn-Programm. Die Arie "Fecit potentiam" gelang schlicht großartig.

Noch nicht im Stimmbruch, aber schon ein genialer Komponist. Das trifft auf Mozart zu, aber auch auf Felix Mendelssohn-Bartholdy. Im zarten Alter von 13 Jahren komponierte er nicht nur verblüffend ausgereifte Sinfonien, sondern auch ein hörenswertes "Magnificat". Das orientiert sich zwar deutlich am großen Vorbild von Bach, ist aber weit mehr als eine blutleere Stilkopie. Was in dem Stück steckt, konnte man jetzt in der Bonner Stiftskirche in einem reinen Mendelssohn-Programm erleben.

Dem Stiftschor unter Leitung von Kantor Stefan Mohr gelang eine ausgesprochen klangschöne Wiedergabe. Verstärkt wurde das Ensemble dabei um den Propsteichor aus Billerbeck (Einstudierung: Ludwig Wegesin). Diese rund 85 Köpfe zählende Chorgemeinschaft bestach durch einen ausgewogenen, satten Klang, mit dem man sich gleich im eröffnenden "Magnificat anima mea Dominum" wirkungsvoll in Szene setzen konnte.

Das von harmonischer Spannung erfüllte "Et misericordia" gelang ebenso eindringlich wie das klangprächtige "Gloria". Chorische Schlagkraft bewies das Ensemble ebenso im Eröffnungschor und im pompösen Schlusschor der Choralkantate "Vom Himmel hoch". Auch der Psalm 42 gelang sehr bewegend. Ausgesprochen beseelt und inbrünstig etwa wurde der Eröffnungschor "Wie der Hirsch schreit" gesungen, Stefan Mohr wählte ein ruhiges Tempo und ließ die Höhepunkte sehr organisch anwachsen.

Die Instrumentalpartien an diesem Abend waren bei dem Orchester aus Mitgliedern des Beethovenorchesters in zuverlässigen Händen. Das Ensemble spielte ebenso leicht und federnd wie wuchtig und zupackend. Bei den Solisten stand die großartige Sopranistin Felicitas Fuchs im Mittelpunkt. Ihr Gesang bot alles zwischen ergreifender Schlichtheit und fesselnder Espressivität. Weniger beschäftigt, aber nicht minder packend: der Bariton Christoph Scheeben. Die Arie "Fecit potentiam" etwa gelang schlicht großartig. Die Mezzosopranistin Kathrin Leidig und der Tenor Thomas Klose fügten sich in zwei Ensemblenummern harmonisch ein. Das Publikum war restlos begeistert.

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