15.000 Fans in der Lanxess-Arena So war das Konzert von Michael Bublé

Köln · Nachdem der Sänger seine Karriere wegen seines Sohnes auf Eis gelegt hatte, gibt er jetzt wieder alles. Nach einem bombastischen Intro folgte eine Show mit 34 Musikern, die dem in nichts nachstand.

 Zum Niederknien: Michael Bublé und sein glückliches Kölner Publikum

Zum Niederknien: Michael Bublé und sein glückliches Kölner Publikum

Foto: Thomas Brill

Schon bevor die Show beginnt, ahnt man: Das wird großes Kino. Von der Decke der Lanxess-Arena hängen, in unterschiedlichen Höhen, karminrot glühende Lampions in Rhombenform herab. Sie sehen aus wie Juwelen, die das Dekolltée einer Riesin schmücken. Oder einen gigantischen, ganz besonders festlichen Weihnachtsbaum. Für den es jetzt, Anfang November, eigentlich noch zu früh ist. Und im Hintergrund der Bühne, unter einer halbrunden Konzertmuschel, zählt man über 30 (noch) leere Stühle. Eine Ahnung, die sich als absolut richtig erweisen wird.

Michael Bublé, der kanadisch-italienische Sänger mit der Lizenz zum Croonen und Swingen, ist zurück. Dienstagabend feiern ihn 15.000 Fans frenetisch. Nicht nur als Künstler, sondern auch als Mensch. Der, als Ende 2016 sein damals zwei Jahre alter Sohn Noah an Krebs erkrankte, seine Karriere auf Eis legte. Weil es wichtigere Dinge gab. Nachdem die Behandlung gut angeschlagen hatte, brachte Bublé Ende 2018 sein neues, zehntes, Studioalbum „Love“ heraus. Mit dem ist er seit Februar auf Tour. Begleitet vom inzwischen fünfjährigen Noah.

Dessen Papa macht fast zwei Stunden Programm. Und bietet dabei alles auf, was geht. Ein bombastisches Intro mit James Bond-Anklängen, dargeboten von 34 Musikern plus Dirigent, stimmt ein auf einen Abend der Extraklasse. Der dann ebenso hochdramatisch mit Einspielern von über den Himmel jagenden Wolken und einer Gänsehaut-Version von „Cry Me A River“ nach 92  Minuten endet. Fast. Drei Zugaben gibt’s dann noch obendrein.

Michael Bublé ist Showman in Köln

Dazwischen tanzen die Rhombenlampions an der Decke, und die im Publikum tanzen mit. Allerspätestens nach der Aufforderung: „Shake your ass!“. Bublé, der bärtige Sonyboy mit dem Sahneschmelz in der Stimme, singt Stücke vom neuen Album wie „My Funny Valentine“, „Forever Now“ oder „When I Fall In Love“. Oder erweist seinen italienischen Wurzeln die Ehre, wenn er „Buona sera signorina“ covert. Letzteres auf der Mittelbühne, nur begleitet von fünf seiner Musiker und einer der drei Backgroundstimmen.

Mit vier Leinwänden (im halbrunden Breitformat hinter der Konzertmuschel, kreisrund und schwenkbar davor sowie zwei weiteren, die über dem Innenraum scheinbar schweben) hat man den 44-Jährigen allseits von überall her immer bestens im Blick. Wenn er auf die Knie fällt, den Boden küsst, Luftsprünge macht oder auf dem Laufsteg immer wieder stehen bleibt. Um die Hände derer zu schütteln, die sich dort um ihn scharren. Oder vor den Handys, die man ihm hoch reicht, den Mund zum Kuss formt und lustige Grimasse schneidet.

Bublé ist ein Showman erster Güte, der das von der Pike auf gelernt hat: „Ich war 16, als ich angefangen habe, in Bars zu singen.“ Und wenn er sagt: „Alles, was ich will, ist die Grenze zwischen euch und mir nieder zu reißen“, dann ist das etwas, was man ihm durchaus abnimmt.

Es gäbe noch viel zu erzählen. Von Dennis, einem Fan aus den Niederlanden, der ihn bei „That’s Life“ fast an die Wand singt, von der coolen Einlage als Beatboxer bei „Sway“. Oder – und das muss unbedingt noch erzählt werden, von dem kleinen, dünnen Jungen mit den großen Kopfhörern und den roten Schuhen, der auf die Bühne gehoben wird, um mit ihm zu tanzen. Im besten Michael Jackson-Stil. Der Kleine ist, geschätzt, fünf Jahre alt.

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