MIA in Köln Mieze lehnt sich gegen den Wind

KÖLN · MIA sind wieder da. Nach drei Jahren Auszeit gibt es ein neues Album ("Tacheles") und eine neue Tour. In Köln ist Tourauftakt. Frontfrau Mieze Katz umweht im nicht ganz ausverkauften Kölner Palladium ein heftiger Bühnenwind, der ihre platinblonden Haare und ihren weißen, mit Federn besetzten, eng anliegenden Body durchwühlt.

 Immer schön im Rhythmus bleiben: Mieze Katz im Palladium.

Immer schön im Rhythmus bleiben: Mieze Katz im Palladium.

Foto: Thomas Brill

Vor blauem Hintergrund blitzen grelle Scheinwerfer. MIA sind wieder da - als große Show mit vielen Kleiderwechseln. Aber auch mit viel Berliner Herz, Mitsingsongs, die das Leben feiern, und Balladen voller Schmerz und Ergriffenheit. Eine Zirkusnummer ist auch dabei. Die ganze Palette der Gefühle wird geboten. "Ich lehne mich gegen den Wind", singt Mieze.

Sie weiß, wovon sie singt. Von der Kritik wurde MIA als deutschnational kritisiert. Der Song "Es ist was es ist" galt als schwarz-rot-goldenes Liebeslied. Gefährliches politisches Eis, auf dem man schnell einbrechen kann.

MIAs politisch-naiver Bekennermut und ihr fröhlicher, alles umarmender Elektropop galten schnell als peinlich. Zum Glück entscheidet man sich, live den nervigen Elektropop des neuen Albums durch rockige Härte zu ersetzen. Gitarre, Bass und harte Drums bestimmen das Klangbild. Piano und Synthesizer setzen Akzente in einer Show, die rasant Fahrt aufnimmt.

"Kapitän" wird zu einem großen Drama ausgespielt. "Mein Freund" gerät zum Sing-Along, zu dem fast alle ihre Arme im Rhythmus schwenken. Wenn da nicht die Umziehpausen wären, die die Show ins Stocken geraten lassen. "Immer schön im Rhythmus bleiben" singt Mieze in "Zirkus". Danach verschwindet sie. Leere auf der Bühne, die Pfiffe provoziert.

Mieze erscheint im schwarzen Kleid, entschädigt mit einer furios interpretierten Ballade vom neuen Album, der Gitarrist Andy Penn ein kühles wie leidenschaftliches Solo beifügt. Mieze ist gerührt. "Ihr wisst gar nicht, was es bedeutet, euch das mitzuteilen". Man muss das Betroffenheitspathos nicht teilen, um den Abend mit MIA zu genießen.

Ihr Schwung, ihre Herzlichkeit, ihre wohltuende Rockigkeit, getragen von harten Drums, überzeugen. Nach 85 Minuten ist Schluss, da helfen auch keine Zugabe-Rufe. Schade.

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