Kölner Philharmonie Mischa und Sascha Maisky musizieren gemeinsam

KÖLN · Der Cellist Mischa Maisky hatte keine leichte Jugend. Die Grausamkeit der Sowjetdiktatur erfuhr er in aller Härte. Nachdem seine Schwester nach Israel emigriert war, wurde er verhaftet und in diversen Anstalten interniert, bevor er schließlich selber ausreisen durfte. Vor dem Hintergrund dieser Biografie erfährt Maiskys Aufstieg, zunächst von Mstislav Rostropowitsch, später von Gregor Piatigorsky geformt, eine besondere Wertigkeit.

 Mischa (rechts) und Sascha Maisky bei der Probe in der Philharmonie.

Mischa (rechts) und Sascha Maisky bei der Probe in der Philharmonie.

Foto: Thomas Brill

Seinen Ausnahmerang hat sich der inzwischen 65-jährige Künstler bis heute bewahrt. Und er ist zweifelsohne glücklich, dass sich seine Kinder Sascha und Lily ebenfalls der klassischen Musik verschrieben haben. Beethovens Tripelkonzert wurde im letzten Jahr zu einem ersten "Familienunternehmen", mit seinem Geiger-Sohn tourt er derzeit durch Deutschland.

Dabei wird er von der Slowenischen Philharmonie unter Benjamin Yusupov begleitet. Das Doppelkonzert von Johannes Brahms gehört zu den anspruchsvollsten Werken für Violine/Cello mit Orchester und erfordert künstlerisches Gleichgewicht und interpretatorische Ausgeglichenheit. In der Philharmonie schien sie aber noch nicht wirklich erlebbar.

Mögliche Gründe. Zum einen verfügt der Cello-Senior über eine besondere gestalterische Intensität, die in einer Partnerschaft wie der mit Martha Argerich idealen Widerhall gefunden hat. Der 24-jährige Sascha Maisky soll beileibe nicht als Schmalspur-Geiger klassifiziert sein.

Doch gegenüber dem Tonvolumen seines Vaters wirkte er zeitweilig machtlos. Benjamin Yusupov, der in diesem Werk orchestrale Feuer lodern ließ, trug mit seiner Vehemenz auch nicht gerade dazu bei, die "Kluft" zu kaschieren. Mischa Maisky vereinnahmte das Publikum nahezu vollkommen. Zuletzt bei der zugegebenen Lenski-Arie aus Tschaikowskys "Eugen Onegin".

Tschaikowskys Rokoko-Variationen sind ein harter Brocken. Auch Mischa Maisky vermochte das an dem Kölner Abend nicht ganz zu kaschieren, namentlich gegen Schluss gab es einige Konditionsschwierigkeiten. Der Eindruck hatte freilich auch mit der zwar überaus soliden, aber nur maßvoll funkelnden orchestralen Assistenz zu tun. Die Interpretation wirkte leicht angestrengt, es fehlte souveräne, entspannte Virtuosität.

Angekündigt, aber nicht gespielt: Max Bruchs "Kol Nidrei". Das lässt sich bei Bedarf nachholen, denn Mischa Maisky gibt das Stück im Juni beim Bruch-Festival in Bergisch-Gladbach.

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