Neujahrskonzerte in Bonn und Köln Mit Beethoven und Wagner ins neue Jahr

Mit dem Neujahrskonzert des Beethoven Orchesters Bonn, der Kölner Philharmonie und der Klassischen Philharmonie sowie mit der festlichen Neujahrsmatinee in der Kreuzkirche begann das musikalische Jahr in Köln und Bonn.

Susanne Blattert mit dem Beethoven Orchester Bonn in der Oper.

Susanne Blattert mit dem Beethoven Orchester Bonn in der Oper.

Foto: Lilian Szokody

Neujahrskonzert des Beethoven Orchesters Bonn. Alle Jahre wieder darf das Beethoven Orchester Bonn seinen Platz im Orchestergraben der Bonner Oper eintauschen gegen die richtige Bühne. Das diesjährige Neujahrskonzert des Beethoven Orchester Bonn unter der Leitung von Robin Engelen, gemeinsam mit Ensemble-Mitgliedern und dem Chor der Oper Bonn stand unter dem Motto "Vive la France!". Sie alle nahmen das Publikum mit durch 450 Jahre französische Operngeschichte. Die feierliche Eröffnung gestaltete das Beethoven Orchester mit dem Vorspiel zu Charpentiers "Te Deum", den meisten auch gut bekannt als Eurovisions-Melodie. Weitere solistische Auftritte hatte das Orchester im Verlauf des Abends mit dem "Danse Bacchanale" aus Saint-Saens? "Samson et Dalila" - Beispiel für die Wildheit in der französischen Oper - einem Auszug aus Bizets "L'Arlesienne-Suite Nr. 2" und dem "Marche hongroise" von Berlioz.

Besonders bei dem Bacchanale gelang der Kontrast zwischen raffinierter Rhythmik und schwelgerischen Klängen. Nach dem Chor "Voici l'opéra!" versetzte Bariton Mark Morouse mit einem Auszug aus Thomas? Oper "Hamlet" das Publikum gekonnt in Champagnerlaune. Wie Robin Engelen witzig und kenntnisreich darstellte, ist Frankreich auch das Land der Mezzos, so dass auch Kathrin Leidig und Susanne Blattert als Solisten zu hören waren.

Von den Herren waren neben Morouse auch Giorgos Kanaris und als neues Ensemble-Mitglied Tamás Tarjányi zu hören. Neben den hervorragend interpretierten Arien, begeisterten auch die Einsätze des Opernchores. Nach dem anhaltenden Schluss-Applaus kam Generalintendant Klaus Weise auf die Bühne und zu Wort, der ein großes Dankeschön und die besten Wünsche für das neue Jahr aussprach.

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Neujahrskonzert in der Kölner Philharmonie. Die Philharmonie-Besucher dürften sich einig gewesen sein: Wenn das Neue Jahr auch nur annähernd so glücklich und inspiriert verläuft wie das Konzert der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, wird man sich glücklich schätzen dürfen. Mit Clemens Schuldt stand ein Newcomer am Pult.

Bei Joseph Haydns 8. Sinfonie "Le soir" und Wolfgang Amadeus Mozarts Klavierkonzert KV 459 machte Clemens Schuldt gute Figur, ohne dass man gleich von Überwältigung hätte sprechen mögen. Schuldt ging beide Werke direkt und forsch an.

Mozart kam die kernige Akkuratesse des Dirigenten zugute, seine souveräne Koordinierung von Orchester und Solist. Der hieß nun freilich Kit Armstrong, ein Multitalent der besonderen Art. Den jungen Pianisten adelt die Wertschätzung seines Lehrers Alfred Brendel. Aber selbst ohne solchen Wissenshintergrund wurde schon bei den ersten Tönen evident, dass hier ein Ausnahmekünstler am Werk ist: durchsichtiges, perlendes Spiel, delikater Anschlag, keine Klangverwischung durch unkontrollierten Pedalgebrauch. Kit Armstrongs Spiel ließ eine musikalische Porzellanlandschaft entstehen. Bei der anspruchsvollen Kammermusik opus 36,1 von Hindemith gesellte sich ein manueller Kräfteauftrieb hinzu. Eine Zugabe mochte Kit Armstrong nicht geben.

Felix Mendelssohns "italienische" Sinfonie war unter dem alleine schon tempomäßig herausfordernden Dirigat von Clemens Schuldt eine (glänzend bewältigte) Virtuosenaufgabe für das Orchester. Das zugegebene Scherzo aus dem Streicheroktett opus 20 bot dann nochmalige Steigerung. Weitere Encores waren der 5. ungarische Tanz von Brahms sowie die Pizzicato-Polka von Johann Strauß.

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Neujahrskonzert der Klassischen Philharmonie. Tradition wird bei Heribert Beissels Klassischer Philharmonie Bonn besonders auch zur Jahreswende groß geschrieben. Und so gelangte auch heuer wieder am Neujahrstag Beethovens Neunte in voll besetzter Beethovenhalle zur Aufführung. Dabei muss der "Wiener Klassiker" aus Bonn in Beissels Lesart eine heimliche Affinität zur Pauke besessen haben, eine These, die sich durch das mit kurzem Paukensolo eröffnete Violin-Konzert (op. 61) durchaus untermauern ließe. Und Beissel, der im Frühjahr seinen achtzigsten Geburtstag feiern wird und in seinen bundesweiten "Wiener Klassik"-Programmen gerne auch die "Fülle des Wohllauts" favorisiert, mochte man an diesem Abend musikalisch alles andere als aerodynamische Altersmilde unterstellen.

Ganz im Gegenteil: Jenem Opus 125 bleibt die Schroffheit eines Spätwerks mit all seine Ecken und Kanten klangsprachlich eindrucksvoll erhalten. Nichts wird hier - romantisch verklärend - eingeebnet. Für den, Schillers berühmte "Ode an die Freude" vertonenden Final-Satz war als Solisten-Quartett eine (mit Ausnahme von Glenn Desmedt, Tenor) sichere Hand bewiesen worden. Neben der Mezzo-Sopranistin Joëlle Charlier vermochten vor allem Justyna Samborka (Sopran) und Jorge Alberto Martínez (Bass) zu überzeugen. Nicht zuletzt aber war es Beissels Chur Cölnischer Chor Bonn, der zum Gelingen beitrug.

Vor der Pause war Beissels Chor samt Orchester und Sopranistin Justyna Samborska in Mendelssohns Psalmenvertonung op. 42 zu hören.

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Festliche Neujahrsmatinee in der Kreuzkirche. Am Neujahrsmorgen lud Kreuzkirchenorganist Stefan Horz zu seiner inzwischen schon traditionellen Orgelmatinee ein. In diesem Jahr stand diese unter dem Motto "Wie schön leuchtet der Morgenstern". So stand nach der anfänglichen Toccata in F BuxWV 156 von Dietrich Buxtehude die von Horz abwechslungsreich gestaltete Choralfantasie "Wie schön leuchtet der Morgenstern" auf dem Programm.

Mit dem "Marche des Rois Mages" von Théodore Dubois vollzog Horz fast schon den Schritt ins 20. Jahrhundert. Das gerade begonnene Jahr 2013 wird das Wagner-Jahr - doch wie kann man Richard Wagner, der keine Orgelmusik komponiert hat, in eine Orgelmatinee einbauen? Horz hatte zu diesem Zweck die Orgeltranskription des Lohengrin-Vorspiels gewählt. Nachdem mit Dubois schon einmal der Schritt Richtung 20. Jahrhundert getan worden war, war dieser mit dem "Concert piece op. 52a" von Floor Peters nun endgültig getan.

Besinnlicher und eher verhalten wurde es gegen Ende mit einem erneuten Schwenk zum Motto der Matinee, Sigfrid Karg-Elerts gleichnamiger Choral-Improvisation. Den wirkungsvollen Abschluss gestaltete Horz mit Bachs Toccata und Fuge d-Moll BWV 538.

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