Der Gastronom und Künstler Leonardo Raciti Mit dem Zufall auf Du und Du

RÜNGSDORF · Man muss sein Leben eben einfach öfter einmal dem Zufall überlassen, dann ergeben sich viele Dinge wie von selbst. Dieses Credo scheint Leonardo Raciti Recht zu geben. Schon so manches Projekt, das anfangs allzu abenteuerlich wirkte, hat der Bonner Koch und Gastronom bereits zum Erfolg geführt.

 In seinem Element: Leonardo Raciti sitzt, umgeben von seinen Bildern, in der Scheune, die er zur Galerie umgebaut hat.

In seinem Element: Leonardo Raciti sitzt, umgeben von seinen Bildern, in der Scheune, die er zur Galerie umgebaut hat.

Foto: Ronald Friese

Sein jüngster Coup: In einem ehemaligen Getränkemarkt im Herzen von Rüngsdorf stellt er zahlreiche seiner Bilder aus. Der 52-Jährige ist Hobbykünstler im besten Sinne.

"Nebenbei und zum Spaß male ich seit meinem 16. Lebensjahr, vor etwa zwei Jahren hat es mich dann etwas intensiver gepackt", erzählt der gebürtige Sizilianer. Und während er eigentlich gerade davon träumte, ein kleines Weinlokal zu eröffnen, das er zwei, drei Tage bewirtschaften wollte, da fiel ihm sozusagen die Offerte ins Haus, den früheren Getränkemarkt zu übernehmen.

Der war zu noch früheren Zeiten eine Scheune gewesen und befindet sich dort, wo Roland- und Rheinstraße aufeinandertreffen. Dass die lichten Räume nun eine Galerie geworden sind, sei ihm sofort beim Betreten klar gewesen, erzählt Raciti, der seit 32 in Bonn und seit 20 Jahren in Bad Godesberg lebt

Die Mischung aus Spontaneität, Vertrauen in Intuition und dem richtigen Blick auch für die verborgenen Schätze ist eine Konstante im Leben des verheirateten zweifachen Vaters. Und Konsequenz: "Was ich mache, mache ich richtig", sagt er. Was er leicht beweisen kann: Seit 23 Jahren ist er im gastronomischen Leben Bonns eine feste Größe: 21 Jahre führte er das "Casa del Gatto" am Kaiserplatz, das er zu Beginn der 90er Jahre eröffnet und sogleich als Magneten Nachtschwärmer mit Hunger und Durst etabliert hatte.

Erst vor zwei Jahren trennte er sich von dem Kultlokal. Als er vor zwölf Jahren das "Havanna" in Poppelsdorf übernahm, stellte er im laufenden Betrieb sein Talent als Bastler unter Beweis und baute das Lokal in den Nachtstunden eigenhändig zu dem um, was es heute ist. In Rüngsdorf betreibt er das "Vitus", Wand an Wand zu seiner neuen Galerie gelegen. Was der gelernte Koch als Gastronom gelten lässt, bezieht er auch auf sein künstlerisches Wirken: Die Bereitschaft zum Probieren und zur Individualität. "Normal kann jeder", sagt der drahtige Italiener.

So bekennt er auch freimütig, in seinem Leben bislang nicht allzu viel Zeit in Museen verbracht zu haben. Auch empfinde er die Atmosphäre in vielen Galerien als zu steril, weshalb im die atmosphärische Gestaltung seiner Galerie ganz besonders am Herzen lag. "Innenarchitektur ist auch so eine meiner Passionen", sagt der Autodidakt.

Dazu passt, dass er auch die Tische und Bänke eigenhändig gezimmert hat. Den Gästen scheint es zu gefallen. Bevor in Kürze die erste "richtige" Vernissage stattfindet, haben mehrere Gesellschaften die Räume gemietet. Jüngst stellte etwa IHK-Chef Wolfgang Grießl hier auf Einladung der FDP die Idee des Beethoven-Festspielhauses vor.

Zum ersten Mal habe er nun Platz für seine großformatigen Bilder, freut sich Leonardo Raciti. Einen Großteil der Motive besorgt er sich selbst mit dem Fotoapparat. Mit einer speziellen Drucktechnik verfremdet er die Bilder und führt die Leinwände sodann mit Pinsel und Spachtel, Acryl und Zement zur Vollendung. Manche Leinwände haben auf diese Weise schon die fünfte oder sechste Schicht erfahren. Und einige Bilder findet Leo Raciti selbst "zum Verkaufen eigentlich zu schön". Wie gesagt: "Normal kann jeder".

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