Chefdirigent des Beethoven Orchesters Mit den Bonner Musikern fühlt er sich wohl

Die Arbeit an Anton Bruckners achter Sinfonie ist schweißtreibend für einen Dirigenten. Fast neunzig Minuten ist dieses Riesenwerk lang. Eigentlich genug für einen Abend, findet Christof Prick, der die Sinfonie morgen beim ersten Freitagkonzert des Beethoven Orchesters in dieser Saison dirigieren wird.

 Christof Prick ist seit ab Sommer 2016 für ein Jahr Chefdirigent des Beethoven Orchesters.

Christof Prick ist seit ab Sommer 2016 für ein Jahr Chefdirigent des Beethoven Orchesters.

Foto: Missbach

Aber als kleine musikalische Vorspeise serviert der Dirigent seinem Bonner Publikum noch die Deutsche Erstaufführung von Sofia Gubaidulinas Werk "Two Paths - A Dedication to Mary and Martha", dessen zwei Solobratschenstimmen Johannes X. Schachtner für zwei Violoncelli umgeschrieben hat.

Prick ist recht kurzfristig für den in Zusammenarbeit mit dem Beet-hovenfest veranstalteten Abend verpflichtet worden. Ursprünglich sollte Stefan Blunier dirigieren, der aber wegen einer Erkrankung absagen musste. Dass die Wahl auf Prick fiel, ist kein Zufall. Schließlich ist für den Dirigenten jede Verpflichtung nach Bonn eine gute Gelegenheit, den Klangkörper noch näher kennenzulernen, dem er ab Sommer 2016, wenn Generalmusikdirektor Stefan Blunier Bonn verlässt, für ein Jahr befristet als Chefdirigent vorsteht.

Er habe "ungefähr einen Tag lang" darüber nachgedacht, ob er den Job annehmen werde, sagt er agile Endsechziger. "Vor allem, um meinen Kalender zu sortieren, ob es überhaupt geht." Es ging. Zwar nicht über die kompletten zwölf Monate, weil er im Herbst 2016 vor allem als Operndirigent in Wien und seiner Heimatstadt Hamburg unterwegs ist und einige Konzerte in den USA dirigieren wird. Wenn man ihn schon in den ersten Monaten als Dirigent gebraucht hätte, wäre es schwierig geworden. "Aber 2017 war noch ziemlich luftig", sagt er. Er hat auch Lust auf das Abenteuer Interim, weil er sich mit dem Orchester immer sehr wohl gefühlt habe.

Aber als Chefdirigent soll er ja auch nicht nur am Pult stehen, sondern auch die schwierigen Planungen der nächsten Saison vornehmen, die insofern sehr kompliziert sind, als er auf die Beethovenhalle verzichten muss. Nach derzeitigem Stand sollen die Sanierungsarbeiten im Herbst nach dem Beethovenfest beginnen. Das birgt bei der Vorbereitung der bereits auf Hochtouren laufenden Vorbereitung der Saison 2016/2017 jede Menge Probleme. "Wir haben furchtbar viele Baustellen", sagt Prick, der über Inhalte noch nicht viel verraten möchte. "Ich habe mir im Sommer ein paar schöne und attraktive Programme ausgedacht", erzählt Prick. Dabei habe er auch berücksichtigen müssen, dass die neuen Spielorte vom Platzangebot nicht deckungsgleich mit der Beet-hovenhalle seien. Das Programm sollte dann schon so ausschauen, dass das Publikum bei der Stange bleibe. "Deshalb will ich nicht nur das Werk von Wolfgang Rihm pflegen, sondern auch Werke ins Programm nehmen, die mir für eine breite Öffentlichkeit interessant erscheinen. Ich versucht, darauf zu achten, dass es alles Musikstücke sind, die lange nicht oder noch gar nicht in Bonn aufgeführt wurden." Darunter auch eine lange nicht in Bonn zu hören gewesene Schubert-Sinfonie.

Über die Nummer schweigt Prick sich noch aus. Aber er verrät schon, dass die Reihe "Klassik um 11" in der "akustisch gar nicht so schlechten Uni-Aula" stattfinden werden. Die anderen Räumlichkeiten, wie den akustisch noch zu ertüchtigenden WCCB-Kongresssaal möchte Prick nicht kommentieren. Nur so viel: "Vom künstlerischen Standpunkt aus gesehen ist das ganz kompliziert." Und wird man am Ende seines Interims die Handschrift Pricks erkennen? "Wenn die Räumlichkeiten das hergeben - ja!" Es werden ganz besondere akustische Herausforderungen auf das Beethoven Orchester zukommen, meint der Dirigent. Er habe den Musikern schon prophezeit: "Ich werdet euch noch nach der alten Beet-hovenhalle zurücksehnen. Man weiß ja nicht, wann sie fertig wird und wie sie dann wird. Ich komme eigentlich mit der Halle gut zurecht, auch wenn sie nicht die schönste auf der Welt sein mag."

In der Oper wird sich Prick in der Zeit allerdings nicht sehen lassen. Jedenfalls nicht dirigierend. Dort wurde gerade der neue Chefdirigent Jacques Lacombe verpflichtet, der gleichzeitig mit Prick anfangen wird.

Freitag, 11. September, 20 Uhr, Beethovenhalle: Sofia Gubaidulina "Two Paths", Anton Bruckner Sinfonie Nr. 8 c-Moll, Hyun-Jung und Julius Berger, Violoncelli, Beethoven Orchester Bonn, Christof Prick (Dirigent), Karten in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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